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„Man mag ja immer“

Seit fünf Jahren belustigt und belehrt Manuel Werner mit seiner Gastro-Sendung „ars vivendi“ das Berliner Speise-Publikum. Hier will jemand dem gemeinen Berliner näher bringen, was gute Manieren, feine Küche und gepflegte Tischkultur bedeuten

„Mir geht es eben nicht darum, Einrichtungen zu verreißen“

von CHRISTINE BERGER

Es gibt Menschen, für die ist ihr Beruf nicht irgendein Job, sondern eine Mission. Wenn Manuel Werner seine Gastro-Sendung „ars vivendi“ im Berliner Fernsehsender FAB in Szene setzt, fehlt es nicht an erstens mahnenden Worten („Bitte rufen Sie nicht mehr an, denn wir haben Besseres zu tun“) und zweitens an Kristallgläsern auf dem Tisch. Soll heißen, hier will jemand dem gemeinen Berliner näher bringen, was gute Manieren, Küche und Tischkultur bedeuten. Um das zu schaffen, scheint man allerdings starke Nerven und eine gehörige Portion Humor haben zu müssen. Wirklich komisch ist „ars vivendi“ aber wohl eher unfreiwillig.

Das liegt nicht zuletzt an Werners einmaligem Sprachgebrauch. Sätze wie „Wer mag, und man mag ja immer“, „Unmittelbar auf die Vorspeise folgt der Hauptgang“, durchdringen die Sendung wie Spaghetti die Soße. Sein Lob über ein bemerkenswertes Hotel hört sich so an: „Das mag jetzt so klingen, als sei es aus dem Hausprospekt abgeschrieben – ist es aber nicht“. Fast trotzig sagt er das in die Kamera, und man hat Mitleid mit diesem kritikarmen Menschen, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die guten Gastro-Adressen in Brandenburg und Berlin rundum zu preisen. Das hat sogar schon die Landesmedienanstalt auf den Plan gerufen, die befand, dass seine Sendung zu werblich sei.

„Mir geht es eben nicht darum, Einrichtungen zu verreißen“, verteidigt der 53-Jährige die Lobhudelei. Schlechte Restaurants würden gar nicht erst vorgestellt. „Und wer meine Sendung kennt, kann an den Zwischentönen durchaus feststellen, ob alles in Ordnung ist.“ Sagt Werner etwa, die Lammhaxe sei ordentlich im Geschmack, heißt das noch lange nicht, dass sie wirklich gut ist. Man muss allerdings wirklich „ars vivendi“-Fan sein, um Werners Speisen-Interpretation vollendet zu verstehen. Die Gastronomie weiß diese dezente Haltung zu schätzen und steht Schlange, um mit Werners Besuch beehrt zu werden.

So fährt der gute Mann für jede Sendung fünf gastronomische Einrichtungen der näheren Umgebung an, lässt sich beim Essen filmen und präsentiert das, was dort auf dem Teller serviert wird, in Nahaufnahme. Köche oder Besitzer der Gasthäuser und Hotels dürfen in der Regel noch kurz einen auswendig gelernten Spruch zur Eigenwerbung loswerden, und weiter geht’s mit der nächsten Adresse.

Werner, der auf diese Weise in den letzten fünf Jahren seit Bestehen der Sendung rund 500 Küchen abgeklappert hat, macht der Job nach wie vor Spaß: „Das ist alles ganz spontan, und das ist der Reiz an der Sache“, bringt er auf den Punkt, was anspruchsvollere Zuschauer zwischen Weinen und Lachen hin und her schüttelt. Einfallslose Kameraführung, verwackelte Bilder, verkrampfte O-Töne: „ars vivendi“ macht mit seiner Amateur-Ästhetik den Schülersendungen des Offenen Kanals Konkurrenz. Verwunderlich daran ist, dass Werner gelernter Kameramann und Gründungsgesellschafter von FAB ist, also eigentlich ein Mann vom Fach.

Werner ist’s egal. Dass seine Sendung ein Begriff ist in der Stadt und mittlerweile ein Stammpublikum bedient, gibt ihm Recht. Und vielleicht wollen die Zuschauer auch gar nicht den professionellen Firlefanz, sondern einen vertraut kauzig wirkenden Werner, der sich am Ende verschmitzt lächelnd verabschiedet: „Ciao, ihr Lieben.“

„ars vivendi“ wird auf FAB („Fernsehen aus Berlin“) gesendet. Jeden Monat erscheint eine Folge, die im Verlauf der kommenden Wochen mehrmals ausgestrahlt wird. Die Sendung erscheint donnertags um 20 und 23.00 Uhr, freitags um 3, 13 und 17 Uhr sowie dienstags um 21 Uhr.

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