: Anschläge in Israel und Beirut
Ein palästinensischer Aktivist in Beirut kommt bei einer Explosion ums Leben. Die radikale Volksfront bekennt sich zum Anschlag in Netanja, der drei Tote und über 70 Verletzte forderte, und stellt sich damit in Gegensatz zur Palästinenserführung
aus Jerusalem SUSANNE KNAUL
Der Sohn des radikalen Palästinenserführers Ahmad Dschibril ist gestern in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden. Dschihad Dschibril gehörte zu den einflussreichsten Aktivisten innerhalb der Volkfront zur Befreiung Palästinas – Generalkommando (PFLP-GC), die sich sich 1964 von der PFLP – damals unter der Führung von George Habasch – getrennt hatte. Die PFLP-GC hatte in jüngerer Vergangenheit wiederholt Waffenlieferungen an die Palästinenser angekündigt. Von israelischen Militärs wurde das Attentat nicht kommentiert.
„Die Weisen verdächtigen, und die Ignoranten bestätigen“, enthielt sich der palästinensische Menschenrechtsaktivist Raji Sourani, der über Jahre mit der PFLP sympathisierte, einer klaren Schuldzuweisung. „Alle Umstände deuten darauf hin, dass es die Israelis waren.“
Die PFLP hatte sich zu dem Attentat bekannt, dem am Vortag drei Israelis zum Opfer gefallen waren. Über 70 Menschen trugen Verletzungen davon, als am Sonntagnachmittag auf dem Markt von Netanja – nur wenige Kilometer von Tulkarem entfernt – der Selbstmordattentäter den Sprengsatz an seinem Körper zündete. Die israelischen Militärs reagierten noch in der Nacht zum Montag mit einer befristeten Invasion in drei Dörfer bei Tulkarem, bei der rund 40 Palästinenser festgenommen wurden. Ein offenbar in der nordisraelischen Stadt Afula geplantes Attentat konnte durch die Aufmerksamkeit eines Autofahrers verhindert werden. Der Selbstmordtäter zündete den Sprengstoff, als sich Polizisten auf ihn zubewegten. Dabei kam außer dem Täter niemand zu Schaden.
Mit dem Attentat stellt sich die PFLP unmittelbar gegen die palästinensische Führung und den Aufruf von Palästinenserchef Jassir Arafat, von Gewalt gegen israelische Zivilisten abzusehen. Bereits in den vergangenen Wochen war es zu scharfer Kritik von Seiten der marxistischen Partei gegen Arafat gekommen, nachdem fünf PFLP-Aktivisten, darunter der Chef der Partei im Westjordanland, Achmad Saadat, in das Gefängnis von Jericho verlegt werden, wo sie derzeit unter britischer und US-amerikanischer Aufsicht stehen.
Abd-el Asis Rantisi, politischer Chef der Hamas im Gasa-Streifen, begrüßte am Montag, dass nun „alle palästinensischen Bewegungen die Strategie der Hamas verfolgen“. Auf telefonische Anfrage erklärte Rantisi, dass es „keine andere Option als den bewaffneten Kampf für die Palästinenser gibt“. Weit „über 90 Prozent“ der Bevölkerung befürworteten eine Fortsetzung der Attentate auch in Israel selbst.
Laut Informationen der liberalen israelischen Tageszeitung Haaretz, die sich am Sonntag auf einen „Hamas-Aktivisten in Gaza“ bezog, mehrten sich aus Sorge vor militärischen Vergeltungsschlägen hingegen die Stimmen derjenigen, die Selbstmordanschläge ablehnen. „Wer auch immer hinter dem Anschlag in Netanja steckt, wird an Sympathie im Gaza-Streifen einbüßen“, zitierte Haaretz.
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