Beim Bierchen mit den Stones

Der Trabi stammt von U2, die Uniform von Elvis: Bis zum 25. Mai feiert das Berliner Hard Rock Café zehn Jahre Jubiläum. Es war bis vor kurzem die einzige deutsche Außenstelle des größten Rock-’n’-Roll-Museums der Welt

Seit es den Rock’n’Roll gibt, wollen die Fans ihren Idolen ganz nah sein, um so der Aura der Stars teilhaftig zu werden. Besonders begierige Jungs verdingen sich gern als Band-Roadies, hartnäckige Mädchen nicht selten als Groupies. Wer dazu zu faul bzw. zu feige ist, der setzt sich einfach in ein Hard Rock Café. Von denen gibt es mittlerweile über einhundert in 36 Ländern, nachdem das erste im Sommer 1971 an der Londoner Old Park Lane eröffnete. Gegründet wurde der Laden damals von zwei jungen Amerikanern, die sich in der englischen Pop-Metropole ausgerechnet nach echt amerikanischer Küche gesehnt hatten.

Das Fast Food macht die Cafés nicht eben zu Feinschmeckerlokalen. Allerdings spielt das keine Rolle, da die Leute mehr wegen der Sehenswürdigkeiten kommen, die sie beim Essen und Trinken umgeben. An den Wänden hat nämlich die Popwelt ihre Visitenkarten hinterlassen. Meist in Form Goldener Schallplatten, signierter Instrumente (als Erster hatte Eric Clapton 1971 eigenhändig eine seiner Gitarren an den Nagel gehängt) und abgetragener Bühnenklamotten der Künstler, die seit den Tagen von Elvis das Rock-’n’-Roll-Karussell am Drehen halten. Manche Rockgröße müsste ihre Konzerte fast schon ohne Kostüm und Instrumente bestreiten, so viel Zeug wurde an die Hard Rock Cafés der Welt verschenkt (oder auf Auktionen ersteigert). Jedenfalls findet man bekritzelte Pink-Floyd-Gitarren oder Jacken von Mick Jagger in etlichen Cafés.

Am 21. Mai 1992 in der Meinekestraße 21 eröffnet, war das Berliner Hard Rock Café lange Zeit das einzige in Deutschland, erst Ende Februar kam in München ein zweiter deutscher Ableger hinzu. Das zehnjährige Bestehen wird nun vom 20. bis 25. Mai mit viel Livemusik, einem Karaoke-Wettbewerb und teilweise Preisen wie vor zehn Jahren gefeiert. Zur großen Geburtstagsparty am 24. Mai gibt’s „Capital S“ auf der Bühne, was für „Soul großgeschrieben“ stehen soll.

Noch größer geschrieben als Soul wird im Hard Rock Café allerdings der Touri-Appeal: Mit weltweit 63.000 Devotionalien sind die über den ganzen Erdball verstreuten Hard Rock Cafés praktisch das umfangreichste Rock-’n-’Roll-Museum der Welt – und noch dazu eintrittsfrei. Wenn man erst mal drin ist, wird es allerdings nicht ganz billig, da die Preise auf der Speisekarte von 2002 mit denen von 1971 noch ungefähr so viel gemein haben wie Sasha mit Elvis Presley. Wer nicht so viel Geld ausgeben will, kann sich notfalls satt sehen. Rund 400 Pop-Memorabilia gibt es in Berlin zu sehen. Und weil die irgendwie zum Ort passen sollen, ist sogar die Ostrockband Karat mit einer Gold-LP und einer signierten Gitarre vertreten. Außerdem parkt mitten im Gestühl der legendäre bunte Trabi, den U2 für ihre „Achtung Baby“-Tour Anfang der 90er in Berlin aufgegabelt hatten. Als weiteres Prunkstück gilt die khakifarbene Uniform von Elvis, die er im Film „G.I. Blues“ trug.

Hoch ist nicht nur der Wiedererkennungswert der musikalischen Größen, mit denen sich das Hard Rock Café schmückt. Die Musikkneipe funktioniert weltweit nach Norm: Im Prinzip merkt der Gast nur an der Bedienung, ob er sich gerade in New York, Rio, Tokio oder eben Berlin befindet. Das macht die Hard Rock Café ein wenig zum McDonald’s der Eventgastronomie. Als beliebte Anlaufstationen für Touristen erwirtschaften sie mit ihrem Souvenirshop denn auch rund ein Drittel des Umsatzes. Womit die stolzen Träger von T-Shirts aus Peking, Madrid oder Sydney nebenbei immerhin Gutes tun: Ein Teil der Erlöse geht an Umweltschutz- oder Aids-Hilfe-Organisationen. GUNNAR LEUE