: Nicht Rasten bei Rost
Beim Korrosionsschutz gilt: Vorbeugen ist kostengünstig, erspart Ärger und schont die Umwelt. Bequeme Wundermittel wie Rostumwandler funktionieren häufig schlechter als Coca Cola
Keine 20 Jahre alt stürzt am 21. Mai 1980 die Dachkonstruktion der Berliner Kongresshalle ein. Der Grund: Korrosion der Stahlstreben. Jedes Jahr lösen sich auf diese Weise Millionen Tonnen Eisen und Stahl in Luft, Wasser und Erde auf. In den alten Bundesländern entstehe so ein Schaden von 55 Milliarden Euro, schätzt Professor Egon Kunze von der Ruhr-Universität Bochum.
Rostschäden sind Gefahrenquellen. Wer dagegen mit brachialen Methoden vorgeht, gefährdet seine Gesundheit allerdings auf andere Weise. Selbst der Blaue Engel sei kein Garant mehr für die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Rostschutzmitteln, urteilt Dirk Pertersen, Umweltberater von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die Kriterien sind ziemlich lax“, findet er. Ihre Einhaltung werde überdies zu unregelmäßig überprüft. Dabei gibt es auch Rostschutzmittel mit guter Wirkung bei geringer Umweltbelastung.
Das beste Mittel ist, erst gar keinen Rost entstehen zu lassen. Das verursacht die geringsten Kosten, beugt Ärger vor und schont die Umwelt. Wichtig, aber unangenehm ist die Beseitigung des Rostes. Doch Ecken und Winkel sind oft nur schwer zu erreichen und die Arbeit ist schweißtreibend und langwierig.
Rostumwandler versprechen dagegen eine bequeme Lösung: Eine chemisch aktive Substanz, bestehend aus Phosphor oder Gerbstoffen, wird direkt auf den Rost aufgetragen und verwandelt diesen – so versprechen es die Hersteller – in etwas Kalkartiges. „Die Umwandler funktionieren in der Regel nicht gut“, sagt hingegen der Korrosionsschutzexperte Kunze. Die kalkartige Substanz „hebt den Anstrich an“, und der platze schließlich ab. Im Praxisversuch von Öko-Test erzielen die Rostumwandler zum Teil schlechtere Ergebnisse als Coca Cola, das auch Anteile von Phosphorsäure enthält.
Alle anderen Mittel setzen die gründliche Entfernung von Rost voraus. Danach werden 1-3 Schichten auf das Metall aufgetragen, die je aus Haftgrundierung, Schutzlack und Rostversiegelung bestehen können. Manche Anstriche verwenden zusätzlich metallische Partikel, die den Werkstoff mit einem elastischen Film überziehen. Alle Mittel sollten sofort nach der Entfernung des Rostes aufgetragen werden. Anderfalls korrodiert das Metall gleich weiter.
Verabeitet werden sollten die Mittel im Freien, zumindest aber in gut durchlüfteten Räumen, empfiehlt Monika Riemer von Öko-Test, denn „die Gefahrenstoffe werden schon beim Auftragen frei“. Von einer Verarbeitung bei Temperaturen unter 12 Grad Celsius rät die Expertin ab, weil die gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffe sonst über Jahre ausgasen. Bei Glykolen lasse sich das allerdings nicht vermeiden. Anwender sollten sich deshalb das technische Datenblatt und das Sicherheitsmerkblatt vom Hersteller zusenden lassen, um sich über Inhaltsstoffe zu informieren und Gesundheitsrisiken auszuschließen.
Formaldehyd, halogenorganische Verbindungen, aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle wie Arsen und Blei ruinieren Rost und Gesundheit gleichermaßen. Die Stoffe schädigen innere Organe, verursachen Allergien oder gar Krebs. Selbst wenn die Mittel gefährliche Stoffe beinhalten, ist es ratsam, einmal aufgebrachten Rostschutz – mit Ausnahme von Formaldehyd – so zu lassen wie er ist. Denn wer ihn abschrubbt, setzt Partikel frei, die über die Atemwege in den Organismus gelangen können. Deshalb sollte „auf jeden Fall ein Mundschutz getragen werden“, so Riemer.
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