: Lebensmittelrechtliche Schweinerei: Gift in Öko-Futtermittel
■ Unkraut-Ex in Öko-Futtergetreide bereits im März aufgeflogen / Staatliche Stellen blieben uninformiert
Bei einem niedersächsischen Geflügelhalter ist im Ökofutterweizen das verbotene Unkrautvernichtungsmittel Nitrofen entdeckt worden. „Dieses Herbizid steht im Verdacht, Krebs auslösen zu können“, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Es handele sich um eine „lebens- und futtermittelrechtliche Schweinerei“, sagte der Sprecher Hanns-Dieter Rosinke. Landwirtschaftsminister Uwe Bartels (SPD) habe die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
Dem Sprecher zufolge hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin einen Hinweis von einem Ökoverband erhalten. Sofort eingeleitete Ermittlungen hätten ergeben, dass ein privates Labor in Hamburg den Stoff im Futterweizen eines Geflügelbetriebes im Landkreis Vechta bereits am 19. März nachgewiesen hatte. Entgegen den Vorschriften seien staatliche Stellen nicht informiert worden.
„Es kann nicht angehen, dass wir Monate später auf Umwegen von einem derartigen Vorgang erfahren“, kritisierte Minister Bartels. Nach Angaben seines Sprechers handelt es sich wahrscheinlich um rund 100 Tonnen Ökoweizen aus Brandenburg, die schon im vergangenen Jahr geliefert und nach und nach verarbeitet wurden. Es müsse davon ausgegangen werden, dass Fleisch und Eier von Geflügel, das mit dem Weizen gefüttert wurde, bereits beim Verbraucher angelangt sind. „Ich wage keine Prognose, wie hoch die Gefahr für die Verbraucher ist“, sagte der Sprecher.
Der größte deutsche Öko-Anbauverband Bioland forderte eine schnelle Aufklärung, ob und in welchem Ausmaß Bioprodukte mit Rückständen belastet seien. „Unsere Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel“, sagte Thomas Dosch von Bioland. Vor allem müsse geklärt werden, wo das belastete Getreide eingekauft wurde. „Sollten kriminelle Handlungen in irgendeiner Form festgestellt werden, so ist gegen die Beteiligten mit aller Härte vorzugehen.“ Fünf Bioland-Betriebe, die von der betreffenden Getreidemühle Geflügelfutter bezogen haben, dürften bis zum Abschluss der Untersuchungen keine Geflügelprodukte verkaufen. Der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums meinte, es gebe bislang nur „wilde Vermutungen“ über die Herkunft des Herbizids. Da es sich im Boden abbaue, könne es sich nur um Restbestände handeln, die illegal angewendet wurden. dpa
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