: was macht eigentlich ...Christian Ströbele?
Exmeisterschütze sein
Manchmal lohnt es sich doch, spätabends ein bisschen durchs Programm zu zappen. Weil sich da ganz unverhofft einer wie Hans-Christian Ströbele im ZDF-Talk bei Johannes B. Kerner finden lässt. Denn nach den üblichen Themen– Bush-Besuch, Afghanistan-Einsatz, RAF-Verteidigung – plauderte der Grünen-Parlamentarier und Friedenspolitiker („Ich bin kein Pazifist“) da ein bisschen über weniger Bekanntes aus seiner Zeit bei der Luftwaffen-Flugabwehr. „Ich war Meisterschütze“, sagt Ströbele, heute 62, der zu den ersten Wehrpflichtjahrgängen der Bundeswehr gehörte. Kriegdienstverweigerung soll damals nach dem Abitur kein Thema gewesen sein, auch eine nachträgliche Verweigerung in den 60ern nicht – schließlich hätten die Kenntnisse an der Waffe bei der Revolution nicht schaden können. Karriere mochte er beim Bund aber nicht machen, die Beförderung zum Gefreiten habe er abgelehnt, Kanonier der Reserve sei er geblieben. Während sich Ströbele später als Anwalt des Öfteren mit drögen Schriftsätzen herumschlagen musste, war seine damalige Korrespondenz noch anderer Art: Beim Bund, so erzählte er Kerner, habe er Liebesbriefe für die Kameraden geschrieben, die nicht mehr die richtigen Worte an ihre Freundinnen fanden. Ströbele, dem die Berliner Grünen keinen sicheren Listenplatz für den künftigen Bundestag geben mochten, konnte auch Eigenwerbung machen – als Direktkandidat in Kreuzberg-Friedrichshain will er’s ja wieder ins Parlament schaffen. STA
FOTO: ARCHIV
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