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Jugendfreier Alex

Nach dem Umbau zum Einzelhandelsstandort bleibt am Alexanderplatz kein Raum mehr für Skater

Nach der Umgestaltung des Alexanderplatzes wird es dort keinen Platz mehr für jugendliche Skater oder Streetballer geben. Diese Befürchtung äußerten gestern Vertreter von Jugengruppen bei einem Kolloquium, das von der AG Bürgerstadt veranstaltet und von der Ausländerbeauftragten Barbara John moderiert wurde. Bestätigt wurde die Vision eines jugendfreien Alexanderplatzes von Patrick-Michael Weiss, der im Auftrag von Bausenator Peter Strieder (SPD) derzeit den Wettbewerb für die Freiraumgestaltung des Alexanderplatzes vorbereitet.

Weiss sagte, die Nutzungsansprüche der Jugendlichen stünden in einem Widerspruch zum beschlossenen städtebaulichen Konzept. Schließlich werde der Alexanderplatz von einem „Platz des Ostens“ zu einem „Platz für ganz Berlin“ umgebaut und soll einmal der „größte Einzelhandelsstandort der Stadt“ werden.

Die Jugendlichen, die sich am östlichen Ende des Alex treffen und vom örtlichen „Platzmanagement“ unterstützt werden, hörten das gar nicht gerne. „Für meine Freunde und mich ist der Alex schon seit vier Jahren ein Treffpunkt“, sagt der aus dem irakischen Kurdistan stammende Bayar. „Anfangs waren wir zehn oder 15, jetzt sind es schon 500.“ Bayar betonte auch die Bedeutung eines solchen Treffpunktes. „Durch unseren Sport halten wir einige auch davon ab, schlimme Dinge zu tun, zum Beispiel Drogen zu nehmen.“

Dass ein Platz vor allem dadurch lebt, dass er sich vielen Nutzergruppen öffnet, betonte nicht nur der Stadtplaner Robert Kaltenbrunner vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, sondern auch Senatsplaner Weiss. Dennoch müsse man nun, da in der vergangenen Woche die Verträge mit den Investoren zum Umbau des Platzes geschlossen wurden, darauf reagieren, dass der Platz deutlich kleiner werde. Außerdem hätten dort, wo keine öffentlichen, sondern private Passagen geplant werden, die Investoren das Hausrecht. Weiss fragte die Jugendlichen deshalb, ob sie sich nicht entscheiden könnten, in Richtung Fernsehturm zu ziehen.

Diese Frage blieb weitgehend unbeantwortet. Eine andere jedoch ergab eine klare Antwort: Die 4,4 Millionen Euro, mit denen das Land die bereits in diesem Jahr beginnende Freiraumplanung finanziert, dürfen nur für den eigentlichen Platzbereich ausgegeben werden. Alternative Planungen wie etwa am Fernsehturm oder in Richtung Jannowitzbrücke dürfen zwar gedanklich, nicht aber finanziell unterstützt werden. UWE RADA

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