: was macht eigentlich… Jürgen Dittberner?
Austritt erwägen
Jürgen Dittberner, 60 und seit 33 Jahren FDP-Mann, will schon mal in einer Situation gewesen sein, in der seine Mitgliedschaft bei der Freien Demokratischen Partei auf der Kippe stand. Das war, als Guido Westerwelle von der „Partei der Besserverdienenden“ sprach und der FDP ein Lauschangriff wichtiger war als die Unverletzlichkeit der Wohnung. All das hat ihn nicht zum Austritt gebracht. Jetzt aber frage er sich, ob nicht für ihn eine Grenze unterschritten ist, wenn sein Vize-Bundesvorsitzender „nach uralter und mieser Art einem Juden die Schuld am Antisemitismus nachsagt“. Es ist die bislang deutlichste Kritik an Jürgen W. Möllemann aus der Berliner FDP.
Und dort ist Dittberner, Professor für Politikwissenschaften an der Uni Potsdam, nicht irgendwer. Staatssekretär war er und Vize-Landeschef, auf Bezirksebene in Charlottenburg-Wilmersdorf ist er derzeit Partei- und Fraktionschef. „Das Projekt 18 scheint einigen in der Parteiführung den politischen Verstand geraubt zu haben“, warnt Dittberner nun in einem offenen Brief an das FDP-Präsidium. „Keine Prozentzahl rechtfertigt es, mit verschlüsselten Botschaften Gegner unseres politischen Systems zu umgarnen.“ Den NRW-Landtagsabgeordneten Karsli nicht mehr in der Partei, wohl aber in der FDP-Fraktion zu dulden, ist für ihn eine Wischiwaschi-Lösung. Bislang droht Dittberner zwar nur indirekt damit, die FDP zu verlassen. Ein Sprecher seines Bezirksverbandes aber sagt, nicht wenige dächten dort über einen Austritt nach.
STA FOTO: ARCHIV
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