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AndersTrend (Mo., 23.15 Uhr, RTL)

Es war wieder mal so weit. Das laut Pressemitteilung „einzige schwule Magazin im deutschen Fernsehen“ kam nach einem guten halben Jahr wieder auf die Mattscheibe, als „Infotainment-Show mit emotionalem Sendeformat“. Moderator und Mitproduzent Frank Lukas hatte seine Messlatte dabei recht hoch gehängt. Er wollte integrieren und vor allem in ländlichen Gebieten für mehr Toleranz sorgen, betonte er in einem Interview mit der schwulen Gazette gay-press.de. An diesem nahezu sozialromantischen Anspruch ist er auch dieses Mal wahrhaft gescheitert.

Zu sehen gab es durchweg Belangloses. Zum Beispiel einen Beitrag über Verkleinerungen bei anabolikabedingten männlichen Hängebrüsten – blutige OP-Bilder inklusive. Ein weiteres, offenbar trendiges Thema: Körperenthaarungscremes. Ein Kosmetiker hierzu mit ganzer Expertise: „Wenn es anfängt zu brennen, sofort runtermachen.“ Anschließend ging es noch um die Frage, wie man als Mann ganz viel Sperma produziert und dieses möglichst weit abspritzt. Ein Pornostar wusste Rat: Po-Zusammenkneifen helfe. Nach der Werbepause wurde der „erste schwule Comic“ vorgestellt. Es ging natürlich ums Ficken. Aber so dröge, als habe es Ralf König nie gegeben. Das Preisausschreiben hatte es dafür in sich: Heißt der Moderator von andersTREND nun a) Frank Lukas oder b) Lukas Frank?

Ob die alles entscheidende RTL-Quote mit derartigem Homo-Trash aufgebessert wird, darf man bezweifeln. Als schwuler Mittdreißiger braucht man so etwas jedenfalls nicht. Und auch Landschwulen oder Comingoutlern mit Problemen bietet das Magazin keinerlei Hilfestellung.

„Bleiben Sie anders“, rief Moderator Lukas, TV-Autodidakt mit Barbie-Ken-Appeal, am Ende grinsend in die Kamera. So anders wie dieser neuerliche Versuch, schwules Fernsehen zu machen? Bitte nicht. Anders – und auch besser so –wäre es gewesen, etwas zum heißen Eisen Adoption für Schwule und Lesben zu bringen. Oder etwas zum schwulen Rechtsaußen Pim Fortuyn. Oder notfalls einen Wowereit-Lookalike-Contest. Mit diesem Format allerdings ist „AndersTrend – das Männermagazin“ so anders wie Herrentorten-TV mit Fit-for-fun-Appeal. Weg damit. FABIAN KRESS

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