: Notfalls klagen
Deutscher Lehrerverband warnt vor Privatisierung der Berufsschulen. Verstoß gegen das Grundgesetz
Es wundert kaum. Als Schulsenator Rudolf Lange am 6. Mai auf einer Personalversammlung gebeten wurde, seine Pläne zur Privatisierung der Berufsschulen zu konkretisieren, sah er sich nicht dazu in der Lage. Für Arno Becker vom Deutschen Lehrerverband (DL) Anlass zur Sorge: „Entweder der Senat hat in Jesteburg etwas beschlossen, ohne klare Zielvorgaben zu haben, was aber Aufgabe von Politik ist. Oder es ist längst etwas im Busch und wir sollen es nicht wissen.“
Bekannt ist lediglich, dass Hamburgs Berufsschulen auf Wunsch der Handelskammer in die Trägerschaft derselben überführt werden sollen. Für die Lehrer des DL ein ziemlicher Horror. „Es droht ein Auseinanderdriften von Eliteschulen und Restschulen, an denen die Wirtschaft kein Interesse hat“, sagt Handellslehrer Walter Plinke. Große Firmen wie die Deutsche Bank würden sich ihre Schule für ihren Bedarf schaffen. Plinke: „Die Frage ist, was machen wir mit den schwächeren Schülern, die die Unternehmen nicht wollen.“ Auch wären kritische Lehreinheiten wie die über betriebliche Mitbestimmung in Gefahr. Plinke: „Darf an einer Einzelhandelskaufleute-Schule frauenfeindliche Werbung noch kritisiert werden?“
Es werde zu einer „Schmalspurausbildung“ kommen, die nur auf die Bedürfnisse eines Betriebes achtet, befürchtet Gewerbelehrer Peter Klein. Wenn ein Unternehmen dann zumacht, seien die Schüler leichter arbeitslos. Bevor Schulsenator Lange hier wieder etwas „übers Knie breche“, solle er die Modellversuche Schleswig-Holsteins abwarten, mahnt der DL. Dort werden testweise fünf Schulen in „Anstalten öffentlichen Rechts“ überführt.
Wird Hamburg tatsächlich diese Schulform flächendeckend privatisieren, will der DL klagen. Denn Privatschulen, so Becker, seien laut Grundgesetz nur in Konkurrenz zu staatlichen Schulen erlaubt. KAIJA Kutter
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