Schlechte Energiebilanz für Europa

EU-Umweltagentur: Energieverbrauch steigt, erneuerbare Energien kommen zu langsam, Kioto-Ziel gefährdet

BERLIN taz ■ Eine umweltgerechte Energiepolitik in der Europäischen Union ist weiterhin nicht in Sicht. Der Energiesektor der EU mache nur ungenügende Fortschritte bei der Reduzierung seiner Umweltbelastungen, moniert ein Bericht der Europäischen Umweltagentur EEA, der gestern in Kopenhagen veröffentlicht wurde. Demnach steigt der Energieverbrauch in den EU-Ländern vor allem durch den Verkehr weiter an, die Effizienz in der Nutzung von Energie verbessert sich nur langsam und erneuerbare Energien werden zu zaghaft eingeführt.

Der Bericht „Energie und Umwelt in der EU“ folgt einem Report zu Verkehr und Umwelt, nächstes Jahr soll die Landwirtschaft untersucht werden. Die EU will so Umweltbelange stärker in die Politik einbinden. „Dieses Ziel wurde bei der Energiepolitik bisher nur ungenügend erreicht“, sagte gestern EEA-Chef Domingo Jimenez-Beltrán.

Laut dem Bericht hat sich zwar die Belastung der Luft mit Schadstoffen durch Kraftwerke verringert. Auch wird inzwischen weniger Öl bei der Förderung ins Meer geleitet und die verarbeitende Industrie verbraucht weniger Energie bei höherem Wachstum. Doch damit steht sie allein: Alle anderen Industriezweige haben zugelegt. Der Verbrauch stieg zwischen 1990 und 1999 um 1,1 Prozent jährlich, der Trend wird anhalten. Das wird ein Problem für die Klimapolitik: Zwar seien die Treibhausgasemissionen seit 1990 um 3,5 Prozent gesunken, sie würden aber „ohne Gegenmaßnahmen bis 2010 wieder auf das Niveau von 1990 steigen“, heißt es – das Kioto-Ziel (minus 8 Prozent) ist bedroht. Allein Deutschland hat wegen des Zusammenbruchs der DDR-Wirtschaft einen Rückgang beim Energieverbrauch zu vermelden. Weiterhin, bemängelt der Bericht, verzerren Subventionen den Energiemarkt zugunsten der fossilen Energien. Die Energiepreise sind seit 1985 real gesunken. Der Effekt: Energiesparen lohnt sich nicht mehr.

Der Energiebericht ergänzt einen aktuellen Report der EEA, der der EU ebenfalls nur langsamen Fortschritt beim Umweltschutz bescheinigt. Der Bericht „Umweltsignale 2002“ begrüßt zwar die Verringerung der Luftverschmutzung, den kleineren Abfallberg und die bessere Qualität der Gewässer. Doch Fortschritte gibt es nur in wenigen Ländern, warnt die EEA. Und weiterhin würden Natur- und Ackerflächen überdüngt und übersäuert, Menschen litten weiter unter Ozon und Rußpartikeln und die Fischbestände stünden vor dem Kollaps. Durch Zersiedlung und Straßenbau gingen weiter wichtige Naturflächen verloren. Während die Bevölkerung der EU in den letzten 20 Jahren um 6 Prozent zunahm, stieg die überbaute Fläche um 20 Prozent.

BERNHARD PÖTTER

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