: Vorsicht vor der Grillfahndung
Für die einen ist es ein kulinarischer Freiluftgenuss, für andere schlicht Umweltverschmutzung. Mit dem Sommerbeginn ist auch die Grillsaison endgültig eröffnet. Doch außerhalb der erlaubten Plätze heißt es: Wildgriller, aufgepasst!
Sie genießen doch nur einen kulinarischen Tag samt frischer Luft, sagen die einen. Sie essen ungesund und hinterlassen jede Menge Dreck, sagen die anderen. Von jeher her tat sich Berlin schwer mit öffentlichen Grillern.
Erst vor vier Jahren hat das Bezirksamt Tiergarten das Grillen auf Berlins größter Grünfläche teillegalisiert. Was bis dahin nur toleriert wurde, ist seitdem offiziell erlaubt, zumindest zwischen John-Foster-Dulles-Allee, Spreeweg, Großer Querallee und Straße des 17. Juni.
Die CDU schäumte damals vor Wut. Damit würde man das öffentliche Grillen fördern, mäkelte Kurt Lauke von der CDU-Tiergarten. In den Folgejahren tat sich vor allem Volker Liepelt mit der Forderung nach absoluten Grillverbot hervor. Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) sah darin vor allem Ressentiments gegen die türkische Bevölkerung in Berlin.
TBB-Geschäftsführer Kenan Kolat hofft nun, dass CDU-Bundestagskandidat Liepelt die Debatte nicht zu Wahlkampfzwecken aufkocht. Um den Zänkern schon vorher den Wind aus den Segeln zu nehmen, will der TBB das Umweltbewusstsein in diesem Jahr mit einer gezielten Kampagne fördern. „Sensibilisierung von Berliner Türken für die Umwelt“ heißt das Projekt. Am 30. Juni gibt es ein Fest – im Tiergarten.
Auch die Wiese vor dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) ist ein beliebter Grillplatz. Da das HKW für Besucher offen steht, benutzen die Griller auch gerne die dortigen Toiletten. „Über Pfingsten haben wir einfach eine Gebühr von 50 Cent für die Toilettenbenutzung erhoben“, sagt eine Sprecherin. Vertreiben will man die Grillfreunde aber nicht.
Auch im Görlitzer Park in Kreuzberg gibt es zwei ausgewiesene Grillflächen. An die hält sich aber vor allem am Wochenende so gut wie niemand. Das liege vor allem daran, dass der relativ kleine Park gnadenlos überfrequentiert sei, erklärte Ursula Meyer vom Grünflächenamt Friedrichshain-Kreuzberg. Gegen die Wildgriller vorzugehen, falle aber unter die Zuständigkeit der Polizei. In den vergangenen Jahren sind die Ordnungshüter schon mal mit einem Großaufgebot durch den Park gezogen und konfiszierte reihenweise 10-Mark-Grillpfannen von der Tankstelle. Heute ist es um die Grillfahndung ruhiger geworden. „Kontrolliert wird nur, wenn es die Zeit erlaubt“, so ein Sprecher der zuständigen Polizeidirektion. Schließlich sei das unerlaubte Grillen nur eine Ordnungswidrigkeit.
BENJAMIN DIERKS
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