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Dunkle Zeit weißer Kittel

Berlins Kassenärzte lassen ihre NS-Vergangenheit erforschen. Jüdische Ärzte begrüßen den Schritt

BERLIN afp ■ Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik hat eine Kassenärztliche Vereinigung (KV) eine Studie über ihre Rolle in der NS-Zeit in Auftrag gegeben. Die KV Berlin teilte gestern mit, sie wolle ihre Verantwortung etwa beim Entzug von Kassenzulassungen jüdischer Ärzte oder bei Repressionen gegen politisch missliebige Mediziner untersuchen lassen. „Die Aufarbeitung ist mehr als überfällig“, sagte Manfred Richter-Reichhelm, Vorsitzender des Bundes- und des Berliner Landesverbandes der Kassenärzte. Der Umgang der Ärzteorganisation mit ihrer Geschichte sei bisher „durch ein Kartell des Schweigens“ gekennzeichnet gewesen, kritisierte Roman Skoblo, Vorsitzender der Organisation Jüdischer Ärzte in Berlin.

Es gehe darum, endlich die Mitverantwortung der Berliner Ärzteschaft „als Erfüllungsgehilfe der Nazis und die Rolle der KV bei der Durchsetzung der NS-Rassengesetze aufzuarbeiten“, so Richter-Reichhelm weiter. Im Auftrag des Berliner Landesverbandes wird die Historikerin Rebecca Schwoch ein auf mehrere Jahre angelegtes Forschungsprojekt zu der KV in den Jahren nach 1933 entwerfen. Die Anschubfinanzierung dafür gewährt die KV, später sollen andere Fördermittel hinzukommen.

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