: Putin spielt mit
Russland hört auf seinen Präsidenten und erfüllt in erster Instanz dessen WM-Auftrag: 2:0 über Tunesien
BERLIN taz ■ „Natürlich rechnen wir mit dem Titel.“ Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Erfolg des Nationalteams quasi als Staatsdoktrin ausgegeben. Um gar nicht erst in den Verdacht des Vaterlandsverrats zu geraten, befolgten die russischen Fußballer Putins Direktive. Gegen Tunesien sprang ein 2:0 heraus, ein typisch russischer Erfolg, der auf dem Stapel „Arbeitssieg“ rubriziert werden kann.
Stand es zur Halbzeit noch 0:0, so gingen die Russen vor 30.900 Zuschauern im Kobe Wing Stadium durch Jegor Titow (59.) in Führung. Waleri Karpin, der ohne seinen verletzten Sturmpartner Alexander Mostowoj, mit dem er bei Celta Vigo ein formidables Duo bildet, auskommen musste, erhöhte in der 64. Minute per Foulelfmeter. Tunesien, das in den letzten zehn Monaten gleich zwei Trainerentlassungen verkraften musste, schlug sich mit der üblichen Torscheu herum – und im Vorfeld der Partie mit angeblich lustlosem Personal (Baya). Größte Chance blieb ein Fast-Eigentor eines russischen Verteidigers (21.). Der Ball trudelte knapp am Pfosten vorbei.
Den russischen Trainer Oleg Romantsew (48) wird’s gefreut haben. Untertänigst bezeichnete er Putins Diktum als „weise“ und kündigte im Falle des Scheiterns „natürlich“ seinen Rücktritt an.
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