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Eine SPD mit menschlichem Antlitz

Hamburgs Sozialdemokratie will sich nach der Wahlniederlage, man höre und staune, wieder den Anliegen der Menschen in dieser Stadt widmen. Mit den Senioren fangen sie heute an, potenzielle WählerInnenstimmen immer fest im Blick

von SVEN-MICHAEL VEIT

Was eine Klatsche bei der Bürgerschaftswahl so alles für Folgen haben kann. Zum Beispiel die, dass Hamburgs SozialdemokratInnen sich dazu durchringen, „auf die Bürgerinnen und Bürger zuzugehen“, wie Parteivorsitzender Olaf Scholz es formuliert. Und deshalb veranstaltet die SPD in diesem Jahr drei Themen-Parteitage, die ausdrücklich „offen sind für alle, die mit uns diskutieren wollen“, so Parteisprecher Christoph Holstein. Der erste heute und morgen widmet sich dem Thema „Älterwerden in der Metropole“, zwei weitere Veranstaltungen zu den Themen „Gesundheit“ und „Bildung“ sollen in der zweiten Jahreshälfte folgen.

Diese Themenreihe ist Teil der „programmatischen Erneuerung“, die Scholz Anfang Mai in einem Arbeitsprogramm skizzierte, welches zurzeit in der Partei diskutiert wird. Die in vier Jahrzehnten des Dauerregierens erstarrte SPD solle sich präsentieren als „eine lebendige Partei, die diskutiert und sich den Anliegen der Menschen in dieser Stadt widmet“.

In sieben Arbeitsgruppen wollen die SozialdemokratInnen nun im Bürgerhaus Wilhelmsburg „seniorenrelevante“ Themen diskutieren „und mit einem Erledigungsauftrag für die Partei“ verabschieden. Hauptreferent des Landesparteitags ist der Oberbürgermeister von Hannover, Herbert Schmalstieg. Eine große Zahl von ExpertInnen – darunter auch viele nicht-sozialdemokratische – halten Impulsreferate über Probleme wie „Mobilität und Sicherheit“, „Generationsübergreifendes Wohnen“, „Erfahrungen nutzen in der Arbeitswelt“ oder „Älterwerden in der Migration“. Scholz selbst hat eine halbstündige Grundsatzrede angekündigt.

„Wir werden in Zukunft eine andere Gesellschaft haben. Die älteren Menschen werden eine immer größere Gruppe bilden, die der Gesellschaft ihren Stempel aufdrücken“, hat Scholz erkannt. Schon heute lebten in Hamburg rund 115.000 Menschen zwischen 60 und 65 Jahren. Und auch fast ein Drittel der etwa 15.000 SPD-Mitglieder in der Hansestadt sind über 60 Jahre alt.

Wer über 50 sei, findet der Parteivorsitzende, dürfe aber „nicht zum alten Eisen gehören“. Es könne nicht angehen, dass man im fortgeschrittenen Alter noch MinisterpräsidentIn werden könne, aber auf dem freien Arbeitsmarkt keine Chance mehr bekomme. In der Bundes-SPD gilt der Rechtsanwalt aus Altona, der am nächsten Freitag 44 Jahre alt wird, noch als hoffnungsvolle Nachwuchskraft.

Bei der Modernisierung der Gesellschaft „müssen wir auch die älteren Menschen mitnehmen“, erklärt der SPD-Landesvorsitzende mit nicht ganz uneigennützigem Blick auf potenzielle WählerInnen. Die Partei nämlich stehe, so sieht es der Chef, vor der Aufgabe, „den Menschen eine SPD zu zeigen, der sie – wie in früheren Zeiten – ihre Stimme geben wollen“. Ein hoch gestecktes Ziel, so will es scheinen.

Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestr. 20, S-Wilhelmsburg, 7.6., 16 - 20 Uhr, 8.6., 10 - 15 Uhr. Programmdetails: www.spd-hamburg.de

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