piwik no script img

Motschmann raus

Parlament getäuscht? Staatsrätin soll fliegen

Mit einem simplen Satz hat Sport-Staatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU) den Streit um den Bau einer Laufbahn im Weserstadion neu entfacht: „Die im Frühjahr 1999 erstellte Machbarkeitsstudie enthielt bereits Zeichnungen, die die eingeschränkten Sichtlinien für die drei Außenbahnen zeigten.“ Wurde das vom Sportressort damals verschwiegen, oder hat vor Vergabe der Bauaufträge nur niemand das Gutachten gelesen?

Jedenfalls beschloss der Senat, beim Umbau des Weserstadions eine Option auf eine Nutzung für hochkarätige Leichathletikveranstaltungen zu erhalten – ohne Tartanbahn nicht vorstellbar.Die wird es nun, obwohl noch vor Wochen vollmundig versprochen, nicht geben: Durch das abgesenkte Terrain wäre die Laufbahn von einem Großteil der Plätze aus kaum zu sehen.

SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen schäumt vor Wut: „Das Innenressort hat den Senat getäuscht und zu einem unsinnigen Beschluss veranlasst.“ Die Schuldige hat Böhrnsen auch schon ausgemacht: Elisabeth Motschmann, damals wie heute Sport-Staatsrätin, habe ihren Senator Kuno Böse so schlecht gebrieft, dass der zum Thema Tartanbahn noch vor drei Wochen tönte: „Was wir versprochen haben, sollte man halten. Nur so bleibt Politik glaubwürdig.“

Motschmann verteidigt sich: „Die Machbarkeitsstudie lag den Entscheidungsträgern vor. Damals stand das große Ziel der WM-Bewerbung so im Vordergrund, dass die eigentlich notwendigen Diskussionen um die Sichtverhältnisse nicht hinreichend geführt wurden.“ Böhrnsen dagegen beteuert, die SPD-Fraktion habe die Studie nie zu Gesicht bekommen. Im Übrigen sei es nicht die Aufgbe von Parlamentariern, sämtliche technischen Unterlagen durchzuarbeiten. Die von Behörden dagegen schon. Deshalb legt Böhrnsen Sportsenator Kuno Böse nun nahe, „die weitere Zusammenarbeit mit seiner Staatsrätin in Frage zu stellen.“

Nicht mal die eigenen Parteifreunde springen Motschmann zur Seite: „Wir haben da alle zusammen etwas falsch gemacht“, fasst sich der CDU-Fraktionschef zwar an die eigene Koalitionärsnase, räumt aber ein: „Eine intensivere Beschäftigung der Behörde mit dem Gutachten wäre nötig gewesen.“ Jan Kahlcke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen