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Neue US-Stützpunkte am Golf

Die USA suchen nach Alternativen für ihre Basen in Saudi-Arabien. Doch am Ende werden die Militärs immer wieder von der Politik eingeholt. Die Regierungen in der Region wünschen keine Angriffe gegen den Irak von ihrem Territorium aus

aus Kairo KARIM EL-GAWHARY

Wer alten Freunden nicht traut, muss sich neue suchen. Da die US-Stützpunkte in Saudi-Arabien immer umstrittener werden, baut Washington derzeit seine militärische Präsenz in anderen Golfstaaten aus. Fraglich ist allerdings, wie sehr diese für einen etwaigen Angriff gegen den Irak bereits von Nutzen sein werden.

Kurz vor dem Golfkrieg vor elf Jahren hatte sich das US-Militär erstmals offiziell in Saudi-Arabien eingerichtet. Wichtigste Basis ist im Moment der Prinz-Sultan-Luftwaffenstützpunkt, eine Autostunde südlich der Hauptstadt Riad. Die 4.500 Soldaten, eine nicht bekannte Zahl von Kampfflugzeugen und das erst vor kurzem fertig gestellte hochmoderne Kommando- und Kommunikationszentrum stellt derzeit das Herzstück der vorgeschobenen militärischen US-Präsenz am Golf dar.

Doch das US-Militär kann von dort nicht nach Gutdünken schalten und walten. Zwar starten regelmäßig Flugzeuge, um die südliche Flugverbotszone im Irak zu kontrollieren. Für Bombardierungen des Irak muss die US-Luftwaffe aber in der Regel auf andere Basen in der Region zurückgreifen. Der saudische Kronprinz Abdallah hatte in den letzten Monaten immer wieder deutlich gemacht, dass er einen militärischen Angriff auf den Irak nicht gutheißen werde, da ein solcher die Stabilität der gesamten Region bedrohe.

So läuft der Ausbau der militärischen US-Präsenz in anderen Golfstaaten auf Hochtouren. Aussichtsreichster Ausweichkandidat ist das Golfemirat Katar. Dessen wichtigstes Guthaben: der neue US-Luftwaffenstützpunkt al-Udeid, mit einer großen Anzahl von Hangars und der längsten Landebahn am Golf.

Laut unbestätigten Berichten sollen US-Militärlastwagen schon im März einen Teil der Einrichtung aus dem Prinz-Sultan- Stützpunkt in das benachbarte Katar transportiert haben. Saudische Bauunternehmer bestätigten gegenüber der britischen Tageszeitung Guardian eine Ausschreibung zum Transport eines Teiles des saudischen Stützpunktes. US-Unternehmen bestätigten den Ausbau des Kommunikationssystems in al-Udeid. Bisher tituliert das US-Zentralkommando diese Dinge als „business as usual“.

Auch die Golfinsel Bahrain, bereits heute Stationierungsort der 5. US-Flotte, könnte zusätzliche Aufgaben übernehmen. Es soll Pläne geben, Kampfflugzeuge und andere Ausrüstung von Saudi-Arabien dorthin zu transportieren. In Bahrain befindet sich bereits ein vorgeschobener US-Luftwaffenstützpunkt und ein riesiges US-Waffen-Depot.

Aber auch Bahrain gilt als unsicherer Kandidat. Am 6. April stürmten tausende Demonstranten die dortige US-Botschaft aus Protest gegen die amerikanische Nahostpolitik. Dabei wurde ein Demonstrant erschossen. „Wir müssen natürlich auch ein Auge auf die öffentliche Meinung in der Region werfen“, erklärte Bahrains Informationsminister Nabil Hamer kürzlich. Angesichts des wachsenden Antiamerikanismus kein gutes Omen für Washington.

Ein Auge geworfen haben Washingtons Militärplaner auch auf das Sultanat Oman, das langfristig Saudi-Arabien als wichtigsten Militärstützpunkt in der Region ersetzen könnte. Im Afghanistankrieg durfte die US-Luftwaffe drei omanische Luftwaffenbasen benutzen. Seit Mitte Januar hat die US-Airforce in der dortigen Al-Masirah-Basis Tankflugzeuge, Bomber, Awacs-Aufklärer, F-15 E Kampfflugzeuge sowie mindestens ein Geschwader AC-130 Gunships zum Schutz von Bodentruppen aus der Luft stationiert. In dem südarabischen Sultanat befinden sich auch mehrere vorgeschobene US-Luftwaffenlager mit genug Material und Treibstoff, um drei Luftwaffenbasen mit 26.000 Soldaten zu unterhalten. Derzeit finanzieren die USA auch den Ausbau des Al-Musnana-Luftwaffenstützpunktes 120 Kilometer westlich der Hauptstadt Muskat.

Aber auch hier könnte die Politik den US-Militärs für ihre Pläne eines Krieges gegen den Irak einen Strich durch die Rechnung machen. Der omanische Außenminister Jussuf Ibn Alawi Ibn Abdullah stellte kürzlich in einem Interview mit der überregionalen arabischen Tageszeitung Sharq al-Ausat klar, dass von seinem Land niemals ein Angriff gegen ein anderes arabisches Land ausgehen werde. „Ich glaube“, sagte Abdullah, dass die USA sehr wohl wissen, dass wir für so ein Abenteuer nicht zur Verfügung stehen.“

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