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Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: Schnelles Essen für Existenzminimalisten

Wenn Liebe wirklich durch den Magen geht, dann verhält sich ein aufwändiges Fünf-Gänge-Menü zur schnöden Tiefkühlpizza wie das Kamasutra zu einem Pornovideo. Das eine lassen wir uns auf der Zunge zergehen, das andere schieben wir uns rein. In den Ofen? In den Rachen? Sonst wohin? Was zählt, ist die rasche Befriedigung eines drängenden Bedürfnisses.

Mit einem Salto aus der Tiefkühltruhe spingt uns nun ein Produkt der Rewe Handelsgruppe an. Eines, das sich durchsetzen kann. Gegen neunzehn andere Pizzen beispielsweise, wie die Stiftung Warentest ermittelt und mit der Note 1,8 („gut“) belohnt hat. „TESTSIEGER“, schallt es denn auch in güldenen Lettern über das Plakat. Und die nachrichtensenderhafte Informationswut treibt noch weitere Blüten. Wie ein CNN-Börsenlaufband verkündet die Textzeile am unteren Bildrand: „Typisch Salto: Ausgezeichnete Qualität – supergünstig!“

Ins Auge sticht das völlige Fehlen jedweder Sinnlichkeit, mit der Pizzen gewöhnlich verkauft werden. Keine dicke Italo-Mama in geblümter Schürze, kein beschauliches Ambiente bei Rotwein und Kerzenlicht – die schmucklose Verpackung spricht für sich selbst und ihren Inhalt. Was nur „€ –,99“ kostet, muss auch als günstig erkennbar sein. No Schnickschnack, please! Das kommt an. Zumal unten im Bild noch ein Meer aus leckeren Salto-Produkten feilgeboten wird.

So ganz mochten die Werber aber doch nicht auf Sinnlichkeit und Sehnsucht verzichten. Denn der Testsieger, die supergünstige Leistungsmarke, die salto mortale Tiefkühlpizza – glüht sie nicht auch in schwarzweiß salamirot wie die Sonne über Capri? ARNO FRANK

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