: Jetzt an den Winter denken
Mit neuem Kessel sparsam und umweltschonender heizen. Wer über hohe Energiekosten stöhnt, sollte die Modernisierung der Heizanlage nicht vor sich herschieben. Tipps der Stiftung Warentest
Der Schornsteinfeger bringt nicht immer nur Glück. Wenn er bei seinem regelmäßigen Besuch beispielsweise im Keller die Heizung beanstandet, steht der Hausbesitzer ganz schnell vor der womöglich kostspieligen Frage: Ein neuer Heizkessel – ja oder nein?
Einmal im Jahr muss der schwarze Mann Rußzahl, Temperaturen und Abgasverlust der Heizanlage messen. So verlangt es die Kleinfeuerungsanlagen-Verordnung. Entspricht das Ergebnis im Messprotokoll nicht der Verordnung, muss der Betreiber der durchgefallenen Heizung innerhalb von sechs Wochen handeln. Auch das regelt die Verordnung: Bis zur „Wiederholungsmessung“ müssen die „notwendigen Verbesserungsmaßnahmen an der Anlage“ getroffen worden sein.
Erste Hilfe verspricht ein Anruf beim Installateur. Er kann die Heizanlage so trimmen, dass die vorgeschriebenen Messwerte eingehalten werden. Dann hätte der Schornsteinfeger bei seiner zweiten Visite nichts mehr zu bemängeln. Oder wäre es besser, den alten Kessel samt Brenner herauszureißen und moderne Energiespartechnik einzubauen? Das kostet zwar, macht sich aber bei den meisten Heizkesseln, die bereits mehr als 15 Winter zuverlässig für Wärme im Haus gesorgt haben, durchaus bezahlt. Ein Heizkessel gehört auf jeden Fall zum alten Eisen, wenn er beispielsweise mit konstant hoher Kesselwassertemperatur betrieben werden muss: Niedertemperaturkessel heizen sparsamer mit gleitender Wassertemperatur im Kessel. Auch wenn die Temperatur im Heizraum 20 Grad übersteigt, weil der Kessel Wärme unnütz abstrahlt, ist ein Austausch sinnvoll, denn für die Heizung der Wohnräume ist sie verloren. Neue Wärmeerzeuger sind besser gedämmt und haben kaum noch Abkühlverluste.
Für einen neuen Kessel mit Öl- oder Gasbrenner und Regelung müssen Energie sparende Hausbesitzer mit mindestens 3.000 Euro rechnen. Noch teurer sind Brennwertkessel, die wegen der speziellen Technik mehr Energie aus der Heizöl- oder Gasmenge holen als normale Niedertemperaturkessel. Der technische Trick: Sie nutzen zusätzlich die in den Abgasen versteckte Wärmemenge, die bei herkömmlichen Kesseln ungenutzt durch den Schornstein verpufft. Es entsteht Kondensat, das bei Ölbrennwertkesseln neutralisiert werden muss, bevor es ins Abwasser gelangt.
Das könnte sich aber schon bald ändern. Wenn schwefelarmes Heizöl – statt derzeit mit maximal 0,2 Prozent Schwefelgehalt, künftig nur noch mit 0,005 Prozent – bundesweit angeboten wird, kann bei kleineren Ölkesseln auf die Neutralisationsbox verzichtet werden. Öl-Brennwertkessel wären dann den Gas-Brennwertkesseln gleichgestellt.
Mit den Kosten für den Kessel ist es allein nicht getan. Hinzu kommen Ausgaben für die Montage, die oft ähnlich hoch sind wie für den Wärmeerzeuger. Wenn die Heizanlage auch für das warme Wasser im Haus sorgt, steht oft noch ein neuer Wasserspeicher auf der Wunschliste. Der kostet je nach Ausführung und Größe zwischen 800 und 1.600 Euro.
Um einen größeren Standspeicher neben dem Ölkessel kommt nicht herum, wer die Heizanlage im Keller auch noch mit einem Solarkollektor auf dem Dach kombiniert. Solarspeicher, die das Wasser erwärmen, speichern und schichten, haben üblicherweise 300 bis 400 Liter Inhalt. Komplette Solarpakete für Warmwasser mit Kollektor, Speicher und Regelung gibt es ab 5.000 Euro.
Bleibt ein weiterer Kostenpunkt: der Schornstein. Bei einem Kesseltausch sollte er keinesfalls vergessen werden. Ein Niedertemperaturkessel arbeitet mit tieferen Abgastemperaturen. Denn verglichen mit einem Kessel-Oldtimer wird das Wasser im Kessel nicht mehr gleichbleibend auf hoher Temperatur gehalten. Um Öl zu sparen, steigt und fällt sie dort wie im gesamten Leitungsnetz je nach Wärmebedarf. Ist der Schornstein zu groß, kühlen die Abgase auf dem Weg ins Freie zu stark ab. Es bildet sich Feuchtigkeit auf der Schornstein-Innenwand. Das muss verhindert werden, um Bauschäden zu vermeiden, zum Beispiel durch einen kleineren Schornsteinquerschnitt oder eine neu montierte Abgasleitung. Abgassysteme von Brennwertkesseln müssen stets unempfindlich gegen Feuchte sein.
Für Brennwertkessel bietet sich fast immer der Einbau von Luft-Abgas-Systemen für einen raumluftunabhängigen Betrieb an. Die Kessel holen sich die Verbrennungsluft über ein Zuluftsystem von außen und nicht mehr aus dem Aufstellraum. An die Wand zu montierende Gasbrennwertkessel sparen dann nicht nur Platz, sondern eignen sich auch für einen Aufstellort in Küche, Bad oder Diele.
Wer über hohe Energiekosten stöhnt, sollte die Modernisierung der Heizanlage nicht länger vor sich herschieben. Auch dann, wenn sie jeden Winter problemlos läuft, die Wohnung an Frosttagen gut wärmt und der Schornsteinfeger nichts zu meckern hat. Deshalb muss die Heizung noch lange nicht wirtschaftlich und energiesparend sein.
LOTHAR BECKMANN
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