: Killer Elefantenöl
Es gibt dieses Jahr nicht mehr Läuse auf den Blättern, aber andere, zum Beispiel weiße Läuse. Der Rat von Stadtgrün: Nicht mit Gift rangehen
Die Natur hat Schönes und nicht so Schönes zu bieten: Schön sind zum Beispiel knospende Rosenbüsche, zartgrüne Triebe an der Hängeweide und dunkelgrüner Efeu im Hintergrund. Nicht so schön: Wenn Blattläuse die Knospen aufmampfen, dass Rosenliebhaber es fast hören können. Unschön auch, wenn der Efeu pappt, als hätte man jedes einzelne Blatt mit dem Pritt-Stift behandelt. Und ganz besonders fies ist es, wenn die Weide einem statt zartgrün pelzigweiß entgegenhängt.
Letzteres ist der „wolligen Napfschildlaus“ zu verdanken, die derzeit auch in Bremen ihr Unwesen treibt und Stämme und Äste quasi mit einem schmutzigweißen Fell überzieht. „Das sieht schlimmer aus, als es ist“, beruhigt zwar Stadtgrün-Mitarbeiter Heribert Eschenbruch, „denn für die Pflanzen ist das keine existenzielle Bedrohung“. Was man trotzdem dagegen tun kann? Die Antwort lässt sich mit einem gut-norddeutschen ‚Wat-von-so-kommt-dat-geht-auch-von-so‘ zusammenfassen. „So ein lausbefallener Baum ist ein gut gedeckter Tisch für die, die als Nächstes kommen, zum Beispiel Marienkäfer“, sagt Eschenbruch und warnt vor dem Einsatz starker Chemikalien. Unter den hätten nicht nur andere Insekten zu leiden, sondern auch „die Vogelgelege, die noch längst nicht alle leer sind“. Ohnehin hülfe gegen die Schildlausarten nur „der absolute Gifthammer“, denn wie der Name schon sagt, die Tierchen sind gut geschützt. Fast wie eine Schildkröte verbergen sie sich hinter ihrem Panzer – schwarz und aalglatt bei der gewöhnlichen Schildlaus, zusätzlich mit dem wachsig-wolligen Fell überzogen bei der pulvinaria betulae, mit bürgerlichem Namen „Wollige Napfschildlaus“. Der Tipp des Experten: Abwarten. „Nach einem Zyklus von zwei bis fünf Wochen erledigt sich das Problem“.
Wem das nicht schnell genug geht, dem rät eine andere Stadtgrün-Mitarbeiterin zu „Elefanten-Öl“. Es soll die Atemorgane der Läuse verstopfen und sie so unschädlich machen. Die meisten Gärtnereien können mit diesem Hinweis allerdings wenig anfangen – Ausnahme ist wie so oft das Gartengeschäft Robert Janssen. „Die Leute bringen uns hier alle möglichen befallenen Pflanzenteile vorbei“, berichtet Janssen – in Bremen eine Art Institution in Sachen Schädlinge. Wie die Stadtgrün-Mitarbeiterin rät er zu „reinem Paraffin-Öl“, von einem früheren Hersteller schlicht Elefanten-Öl getauft.
„Wir haben dieses Jahr extrem viel Kundschaft mit diesen Problemen“, sagt Fachmann Janssen. Und rät zum insektizidfreien Öl. „Aber kaputtgehen tut von den Tierchen kein Baum“, behält auch er die Ruhe. hey
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