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big in japanFRANK KETTERER trinkt mit Frau Kuroki Kaffee

Die Fee vom Entree

Nun sind die Tage in Seagaia, Japans sonnigem Süden, dort wo die deutsche Mannschaft bis gestern Quartier bezog, auch schon wieder vorbei, und man hat sich, den deutschen Kickern gleich, auf den Weg gemacht nach Shizuoka zum entscheidenden Spiel gegen die „unbezwingbaren Löwen“ aus Kamerun und ihren Trainer Winnie Wahnsinn. Um von Seagaia nach Shizuoka zu kommen, nimmt man am besten den Bus, fährt damit eine halbe Stunde zum Flughafen und steigt dort in den Flieger. Und dabei trifft man dann wieder Yumi Kuroki, die am Flughafen von Miyazaki Dienst schiebt als Helferin für die WM-Reisenden, die ins Städtchen kommen. Bei Frau Kuroki aber ist das viel mehr als nur Dienst schieben, in Wirklichkeit ist das Erste und das Letzte, das man von Miyazaki sieht, ihr Lächeln, das einen anstrahlt aus einem großen, runden Gesicht. Und dazu sagt Frau Kuroki, die vor vielen Jahren, während der Olympischen Spiele, einmal ein paar Monate in München gelebt hat als Au-pair und also ganz gut Deutsch spricht, „Grüß Gott!“ Und später auch „Auf Wiedersehen. Ich hoffe, es hat Ihnen bei uns gefallen.“

O ja, das hat es, schon eben wegen der netten Frau Kuroki, die man einfach in sein Herz schließen muss ob ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, die sogar in Japan unschlagbar sein dürfte. Und weil vor dem Flieger Richtung Tokio noch ein bisschen Zeit war, hat man sich Frau Kuroki geschnappt und zum Kaffee eingeladen, um ein wenig mit ihr zu plaudern und zu erfahren, warum sie da steht an ihrem Informationsstand und sich so sichtlich freut, vor allem Ankömmlingen aus Deutschland helfen zu können. „Wissen Sie“, hat Frau Kuroki da gesagt, „ich freue mich, mit Ihnen und Ihren Landsleuten endlich mal wieder Deutsch reden zu können“, und dann hat sie erzählt, dass ihr diese Sprache schon immer gefallen habe, schon als Kind, seit sie zum ersten Mal die Wiener Sängerknaben auf einer Schallplatte gehört hat. „Dieser Ton hat mir gefallen“, sagt Frau Kuroki, deswegen habe sie angefangen, Deutsch zu lernen während ihres Musikstudiums in Tokio. Und deshalb sei sie auch für ein Jahr nach München gegangen, damals, 1972. Und dass Frau Kuroki schon vor 30 Jahren, also noch als ziemlich junges Ding, eine sehr hilfsbereite Seele gewesen sein muss, beweist schon, dass sie sich auch bei den Olympischen Spielen gemeldet hat als freiwillige Helferin. An den Job erinnert sich Frau Kuroki aber nicht so gerne. Die deutschen Organisatoren haben sie und ihre japanischen Freundinnen in erster Linie zum Müll einsammeln eingesetzt. Man kann heute nur sagen, dass einem das Leid tut.

Da ist der Job, den sie diesmal bekommen hat, doch viel besser. Fast täglich steht Frau Kuroki von neun Uhr früh bis abends um sechs an ihrem Stand und wartet darauf, dass jemand etwas von ihr wissen möchte, am besten auf Deutsch. Dann sprudeln die Informationen nur so aus ihr heraus und sie zeigt Sehenswürdigkeiten und erklärt Bus- und Zugfahrpläne und telefoniert, damit man ein Hotel bekommt. Sie ist einfach eine gute Seele, ach was, eine gute Fee, die beste, die man bisher in Japan getroffen hat, und ganz bestimmt wird einem, wenn man in gut drei Wochen schon wieder im Flieger Richtung Heimat sitzt und diese WM Revue passieren lassen kann, das freundliche, warme Lächeln von Frau Kuroki einfallen, schließlich hat sie es einem sogar mitgegeben, auf einem Foto nämlich. Und demnächst, schon in vier Jahren und zur nächsten WM, will Frau Kuroki selbst nach Deutschland kommen, um ihrem Mann und ihren beiden Söhnen das Land zu zeigen, das sie so mag, warum auch immer. Wir sollten dann ganz besonders freundlich zur Familie Kuroki sein.

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