: ABM als Notnagel
Angesichts wachsender Jugendarbeitslosigkeit entdeckt Gerster die Reize des zweiten Arbeitsmarkts
BERLIN taz ■ Kein schöner Wochenstart für Florian Gerster. Der Vorschlag des Chefs der Bundesanstalt für Arbeit, die ABM-Maßnahmen im Osten auszuweiten, hatte bei der Union scharfe Kritik hervorgerufen. Als „Eingeständnis des Versagens von Rot-Grün“ bezeichnete Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber den Vorstoß, für Unionsfraktionschef Friedrich Merz war es eine „Verzweiflungstat im Hinblick auf den Arbeitsmarkt im Osten“.
Das Thema überlagerte das ursprüngliche Thema der Pressekonferenz: Jugendarbeitslosigkeit. Auch hier gab es nichts Erfreuliches zu berichten. Zwar liegt der Anteil der Arbeitslosen bei den unter 25-Jährigen mit 10,1 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt von 15,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen aber um 15,6 Prozent gestiegen, während die Gesamtarbeitslosigkeit 6,1 Prozent über den Zahlen von 2001 liegt.
Angesichts von 0,2 Prozent Wachstum, so Gerster, seien vor allem junge Arbeitnehmer von den Folgen der konjunkturellen Schwäche betroffen. Ohne die Bemühungen der Bundesanstalt, beteuerte er, wären die Zahlen aber erheblich dramatischer. Mit 3 Milliarden Euro werde immerhin ein Drittel der Gesamtausgaben in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen investiert.
So will Gerster auch seinen ABM-Vorschlag verstanden wissen: als Notnagel, wo nichts anderes greift. HVV
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