: „Fast eine deutsche Vorstellung“
Mit minimalem Aufwand kickt sich England beim 0:0 gegen Nigeria ins Achtelfinale gegen Dänemark
OSAKA dpa ■ David Beckham fluchte, Trainer Sven-Göran Eriksson blickte mit finsterer Miene, doch als Schiedsrichter Brian Hall das Trauerspiel von Osaka endlich beendet hatte, zählte für den selbst ernannten WM-Favoriten nur noch das blanke Resultat. Vor fünf Tagen noch für ihren großen Kampfgeist verehrt, haben sich Englands neue Fußballhelden mit absolutem Minimalaufwand durch eine Nullnummer gegen Nigeria ins Achtelfinale gespielt. „Wir sind sehr zufrieden. Wir wussten, dass es nicht einfach werden würde, aber wir haben unser erstes Ziel erreicht“, sagte Kapitän Beckham nach dem an Langeweile kaum zu überbietenden 0:0 gegen die schon vor der Partie ausgeschiedenen Afrikaner.
Die Nigerianer versäumten fast leichtfertig die Chance, als erste Mannschaft aus Afrika im 13. Versuch gegen England ein Länderspiel zu gewinnen. Trotzdem sieht Trainer Adegboye Onigbinde für sein junges Team nach dem Vorrunden-Aus eine positive Zukunft anbrechen. „Ich bin sicher, dass Nigeria in sechs Monaten eine gute Mannschaft haben wird“, sagte der Coach.
Die so genannte Todesgruppe überstanden zu haben, war die beste Nachricht, die das Mutterland des Fußballs am frühen Morgen erreichte. Zur besten Frühstückszeit mögen im heimischen England so manchem Fan vor dem Fernseher vor Schreck die Cornflakes im Halse stecken geblieben sein; von den 44.864 Zuschauern im Nagai Stadion von Osaka waren gegen Ende sogar vereinzelt Pfiffe zu hören. In einem Spiel ohne Höhepunkte waren die Engländer von ihrer Leistung beim 1:0 gegen Argentinien weit entfernt. „Wir sind hierher gekommen mit dem Ziel, die nächste Runde zu erreichen. Jetzt müssen wir uns neue Ziele setzen“, sagte Eriksson.
Dem Trainer dürfte klar sein, dass am Samstag im Achtelfinale gegen Dänemark (13.30 Uhr) eine bessere Leistung nötig sein wird, um weiter vom zweiten WM-Titel nach 1966 träumen zu können. Besonders Beckham wirkte wie ein lustloser Stehgeiger. „Es war unglaublich heiß da draußen“, hatte der 27-Jährige nur die Temperaturen von über 30 Grad als Entschuldigung zu bieten. „Unsere Abwehr war einfach sensationell“, wollte Stürmer Teddy Sheringham wenigstens einen positiven Aspekt erwähnen, und Trevor Sinclair sagte: „Das war eine professionelle, fast eine deutsche Vorstellung.“
Auch der nächste Gegner kann England nicht schrecken. „Lieber abends gegen Dänemark als am Nachmittag gegen Senegal“, sagte Sheringham. Vorsichtiger ist der Coach: „Gegen Teams aus Skandinavien ist es immer schwer zu bestehen“, weiß der Schwede.
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