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Pädagogik in Hamburg

Das UNESCO-Institut für Pädagogik feiert sein 50-jähriges Bestehen und ist ohne Drittmittelzuschüsse von der Schließung bedroht – Senat appelliert an Bund

In Hamburg sitzt ein Stück Vereinte Nationen. Doch vielleicht nicht mehr lange: Zwar feiert das UNESCO-Institut für Pädagogik (UIP) heute seinen 50. Geburtstag, doch die Schließung droht. Das Außenministerium kürzt ab jetzt jedes Jahr seine Zuschüsse um 150.000 Euro, bis Ende 2005 läuft jegliche insitutionelle Förderung von Seiten des Bundes aus. Die offizielle Begründung des Bundesrechnungshofs: Nur hierzulande trage der Bund ein Drittel des Budgets, in allen anderen Ländern finanziere die UNESCO ihre Organisationen selbst. Mitarbeiter hingegen berichten, dass viele Staaten die Arbeit der UNESCO durchaus zu schätzen wüssten und sie deshalb finanziell förderten.

Die Entscheidung bedroht nicht nur das UIP in Hamburg, sondern die gesamte Organisation. Schließlich steht der UNESCO weltweit pro Jahr etwa so viel Geld zur Verfügung wie der Universität Hamburg.

Hamburger Politiker und Bürger bangen um den Standortfaktor. Doch zuschießen will die Wissenschaftsbehörde auch nichts, schließlich könne den Hochschulen „nicht noch mehr Geld entzogen“ werden, so Sabine Neumann, Pressesprecherin der Behörde. Die Stadt finanziere immerhin die schöne Villa am Rothenbaum, den Sitz des Instituts. Doch gegenseitiges Zuschieben der Finanzierung allein hilft nicht: Sollten sich kein Geld durch Drittmittel zusammenkommen und Außenminister Joschka Fischer seinen Kurs nicht ändern, muss das Institut abwandern.

Nach der materiellen und moralischen Verwüstung der Welt durch den zweiten Weltkrieg entstand das Institut, übrigens die älteste UNO-Einrichtung in Deutschland. Heute kümmern sich die 25 Mitarbeiter unter anderem um die Förderung des Alphabetismus in den Entwicklungsländern. Denn das sei Voraussetzung für ein „demokratisches System und eine funktionierende Marktwirtschaft“, erklärt Werner Mauch, Forschungsspezialist im UIP. Dabei spiele die Förderung von Frauen eine besonders wichige Rolle, denn sie würden noch immer deutlich diskriminiert, wenn es um Zugang zu Bildung gehe. Die Forscher aus zwölf verschiedenen Ländern seien vor allem damit beschäftigt, „Konzepte zu erarbeiten, Erfahrungen zu dokumentieren und andere Organisationen mit Wissen zu füttern“.

Gestern sprach sich Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gegen die Kürzungen aus. Für das „Ansehen Deutschlands“, vor allem in den Entwicklungländern, sei die Entscheidung „äußerst unglücklich“, beteuert er in einem Brief an Joschka Fischer. Deutschland könne sich nicht nur als „Exportnation für Güter und Dienstleistungen“ hervortun. Helene Bubrowski

Heute um 16 Uhr findet im Audimax anlässlich des Jubiläums eine Diskussion zum Thema „Lebenslanges Lernen in einer interkulturellen Welt“ statt.

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