Ausgewählt: Strom aus Wasserkraft
Greenpeace soll Turbinen bauen
Jetzt ist es auch amtlich: Das Konsortium Tandem/Planet Energy/Mattern geht als Sieger aus dem Auswahlverfahren zum Neubau des Wasserkraftwerkes am Weserwehr hervor (vgl. taz vom Freitag). Unter allen vier eingereichten Vorschlägen überzeugte das Konzept der Bremer Projektentwicklungsgesellschaft tandem, der Greenpeace-Energy-Tochter Planet Energy und der Wasserbaufirma Mattern aus Nattheim in technischer wie wirtschaftlicher Hinsicht, erklärte Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD).
Greenpeace-Energy-Vorstand Robert Werner kündigte an, dass man die Pläne fertigstellen und das Bauplan-Verfahren in die Wege leiten werde, sowie man im Besitz der Wasserrechte sei. Im günstigsten Fall könnte das Fünf-Megawatt-Kraftwerk, das komplett unterirdisch und etwas flussabwärts des Wehres errichtet werden soll, im Jahr 2006 ans Netz gehen und dann Strom für 11.000 Haushalte liefern. Ein knappes Drittel der auf 18 Millionen Euro veranschlagten Investitionskosten wollen die Ökostromer über einen Fonds einwerben, den sie Mitte nächsten Jahres auflegen wollen, wenn die konkrete Baugenehmigung erteilt ist. „Beteiligungen könnten schon ab 2.500 Euro möglich sein“, kündigte Werner an.
Bisher hatte das Umweltressort immer betont, das wichtigste Kriterium bei der Entscheidung sei die Strommenge, die das neue Wasserkraftwerk umweltfreundlich erzeugen könne. In diesem Punkt, so heißt es jetzt in der Vorlage für die Umweltdeputation, hätten sich die eingereichten Vorschläge aber nicht erheblich unterschieden. Ausschlaggebend für das Ranking war daher vor allem die Stellungnahme des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Es hatte sowohl die Pläne der Bremer Umwelt- und Unternehmensberatung als auch das vom Konsortium „Bremer Blaue Energie“ eingereichte Konzept abgelehnt. Die „Bremer Blaue Energie“ – ein Zusammenschluss der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Schleswig-Holstein/Niedersachsen und der Unternehmensbeteiligungsgesellschaft Reederer Consultants aus Bielefeld – plante eine Reihe von direkt an das Stauwehr angehängten kleinen Turbinen. Die technischen Angaben seien nicht ausreichend gewesen, bemängelte die Behörde.
Auf Platz zwei des Rankings landete der Vorschlag der Wertbau AG. Die konnte Insidern zufolge zwar mit einer bereits zu 100 Prozent gesicherten Finanzierung aufwarten, hatte aber drei Millionen Euro mehr an Baukosten veranschlagt als der Sieger Tandem. Außerdem wollte sie die Turbinen direkt am rechten Pfeiler der Staustufe errichten, was die Wasser- und Schiffahrtsbehörde „sehr kritisch“ beurteilte.
Neben der positiven Beurteilung durch die Schiffahrtsbehörden sprechen auch ökologische Gründe für das Tandem-Konzept: Das Kraftwerk soll das Ufer komplett unberührt lassen. Auch an die Fische wurde gedacht: ein Rechen soll sie davor schützen, in die Turbinen gezogen zu werden. In einer Röhre könnten sie an der Turbinenanlage vorbei schwimmen. Aber das Konsortium ist noch für Vorschläge offen: Umweltverbände sollen in die abschließende Planung einbezogen werden.
Zur Erinneruung: Bis Mitte 1987 hatte ein 1912 gebautes Wasserkraftwerk auf dem alten Weserwehr Strom erzeugt. Dann wurde es im Zuge des Neubaus der Staustufe abgerissen. Die Stadtwerke hatten damals versprochen, am neuen Wehr ein neues Kraftwerk zu bauen, dies aber nie realisiert.
Armin Simon
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