piwik no script img

Ab zum Richtweg

■ Keine „Vollidioten“ fürs Musicalhaus zu finden: Also Gastspiele und Umzug

Nach den ersten Besichtigungen im Richtweg steht inzwischen der Umzugsplan für das Bremer Theater: Im September werden Möbel gerückt, Kassen geschleppt, Bühnenbilder getragen. Ein Theaterumzugsfest soll es dann geben. Einmal quer durch die Stadt vom Goetheplatz zum Ex-Musicalplatz, wo das Bremer Theater für eine Spielzeit unterschlüpfen wird, um in dieser Zeit das eigene Haus zu renovieren. Drüben allerdings wird alles ein bisschen anders als gewohnt. Notgedrungen.

Das Programm zum Beispiel. Zwar wird es nicht weniger Premieren geben, aber weniger wechselnde Aufführungen. Nicht wie beispielsweise im Dezember, als noch zwölf verschiedene Stücke 44 mal aufgeführt wurden. Morgens ein Märchen, abends „Cabaret“. „Baulich wäre das am Richtweg gar nicht möglich“, sagt Intendant Klaus Pierwoß. Denn das Musicalhaus wurde für einen Ensuite-Betrieb gebaut, bei dem „für ein und dasselbe Stück die Dekoration fünf Jahre stehen bleiben kann“. Hinter- und Seitenbühnen gibt es nicht. Ablageflächen genauso wenig. Das Theater muss ausgleichshalber Container aufstellen und die ersten beiden Sitzreihen rausreißen, um den Orchestergraben ungefähr so groß hinzukriegen wie im Stammhaus.

Nicht mehr geben wird es zum Beispiel auch einige Wiederaufnahmen. Der „Meister und Margarita“, „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ oder auch „Aida“ sind am Richtweg so nicht spielbar. Da fehlt es an adäquater Bühnentechnik, an Winden, an Platz, an Maschinerie. Die neuen Produktionen, so Pierwoß, werden bereits für beide Spielstätten konzipiert. „Die verkaufte Braut“ zum Beispiel soll am Goetheplatz anlaufen und wird am Richtweg übernommen. Auch ein Musical wird es wieder geben: „My Fair Lady“ in einer Inszenierung von Hans Baumann.

Noch unklar ist indes, wer den Umzug zu zahlen hat. 16 Millionen Euro kostet die Renovierung am Goetheplatz. Mit „deutlich weniger als der Hälfte“ soll nochmal der Umzug zu Buche schlagen, versichert Pierwoß. Für die Gastronomie („Henry's Bar“ und „Rote Ratte“) will man mit dem Teatro-Betreiber nächste Woche nach möglichen Konzepten suchen.

Ebenfalls unklar ist, was bis September am Richtweg passieren wird. „Erstmal aufräumen, wie es sich gehört“, sagt der Besitzer der Immobilie, Michael Arend, knapp. Gastspiele seien denkbar. Aber „Einen Vollidioten, der wieder fünf Millionen in die Hände nimmt und dort eine bremische Sache macht“ werde es wohl nicht geben. Auch ein Konzert des „Musikfestes“ soll e ins Musicalhaus. Und dann könnte man es noch als Party-Location anbieten. „Da gibt es in Bremen außer der großen Stadthalle kaum Angebote“, hofft Arend. pipe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen