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vorlaufKauf mich!

„50 Jahre Bild“, 22.45 Uhr, ZDF

Journalisten bei der Arbeit zuzuschauen, ist ziemlich langweilig. Meist sitzen sie sie an Computern, gucken wichtig in die Gegend oder telefonieren. Wenn es im Redakteursleben mal ganz aufregend wird, gibt es eine Konferenz. Filmporträts von Zeitungen leiden daher unter notorischem Bildermangel.

Auch Mona Botros Feature „50 Jahre Bild“ laboriert daran – und füllt diese Lücke mit historischem Material und atemlos hintereinander geschnittenen Meinungen – von Beckenbauer über Rezzo Schlauch bis Johannes B. Kerner. Chefredakteur Kai Diekmann darf ziemlich oft erzählen, dass Bild für die kleinen Leute kämpft, auf der anderen Seite äußern Christian Ströbele und Günter Wallraff die bekannte Kritik. Das ist schön ausgewogen –aber nichts Neues.

Solide erzählt ist die Geschichte des Blattes, die seit den 60ern zwischen rechtem Kampforgan und Boulevard hin und her pendelte. „Die Politik von Bild ist es, gekauft zu werden“, sagt Peter Boenisch, der 1961 Bild-Chef wurde und einen antikommunistischen Haudrauf ablöste. Die Spannung zwischen Ideologie und/oder Popularität durchzieht die Geschichte von Bild. Die letzte Wende brachte die Wiedervereinigung – Springers politisches Hauptziel. Seitdem lockerte sich die eiserne Bande des Blattes an die Union – Dialektik der Lage. Anfang der 90er erschien Kohl auf dem Cover als „Umfaller“. Heute ist Bild noch immer im Zweifel rechts, peinliche Hofberichterstattung („Kohl – So will er unseren Wohlstand retten“) ist indes selten. Die Zeitung ist im postideologischen Zeitalter angekommen. Kein Wunder, dass sie den postideologischen Durchwurstler Schröder ans Herz drückte.

Damit ist auch die 68er-Ideologiekritik obsolet geworden. Heute herrscht ein neuer Commonsense: Wir lesen Bild als ironische Inszenierung.

„50 Jahre Bild“ ist eine passable Chronik – und eine verschenkte Chance. Gern hätte man gewusst, wie Bild heute gemacht wird, wie viel Fake dabei ist. Doch an die Stelle konkreter Erfahrung rückt ein Meinungstremolo. Andererseits hätte man die Wandlungen von Bild als Spiegel der Republik lesen können. In „50 Jahre Bild“ fehlt beides: die konkrete Recherche und die Abstraktion.STEFAN REINECKE

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