piwik no script img

Rückzugsgefechte im Vanille-Gebiet

Im Norden Madagaskars halten Kämpfe zwischen der Regierung und Milizen des flüchtigen Expräsidenten Ratsiraka an

BERLIN taz ■ Madagaskars gewählter Präsident Marc Ravalomanana hat zwar die militärische Kraftprobe mit den Anhängern seines Vorgängers Didier Ratsiraka so gut wie gewonnen, aber die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Teilen des Inselstaates im Indischen Ozean sind noch nicht vorbei. „Hohe Verluste“ meldete die Regierungsarmee am Montag aus dem hohen Norden der Insel, wo sich die letzten Ratsiraka-treuen Verbände in der Provinzhauptstadt Antsiranana und der Touristeninsel Nosy-Bé verschanzt haben. Gekämpft wird um die Stadt Ambanja, über die die Landstraßen zu beiden Orten führen.

Ratsiraka hatte am 16. Dezember 2001 die Präsidentschaftswahlen gegen Ravalomanana verloren, erkannte jedoch nicht an, dass sein Gegner die absolute Mehrheit erzielt hatte. Als Ravalomanana sich am 22. Februar einseitig zum Präsidenten ausrief, organisierte Ratsiraka eine Blockade der im Innern der Insel gelegenen Hauptstadt. Eine Neuauswertung der Stimmen im April bestätigte Ravalomananas absolute Mehrheit, und am 6. Mai ließ der Präsident sich erneut vereidigen, woraufhin Ratsiraka und seine Freunde in vier der sechs madegassischen Provinzen die Unabhängigkeit ausriefen. Anfang Juni begann Ravalomanana, die abtrünnigen Landesteile zurückzuerobern. Am 14. Juni floh Ratsiraka nach Frankreich. Daraufhin rückten die Regierungstruppen kampflos in die meisten Landesteile ein. Aber solange Ratsirakas Milizen in ihren Hochburgen aushalten, ist die Krise nicht vorbei. Die Ratsiraka-treuen Milizen im Norden Madagaskars haben Pogrome gegen Angehörige von Ravalomananas Merina-Ethnie aus dem zentralen Hochland verübt und auf Nosy-Bé Regierungssoldaten nach der Gefangennahme gelyncht. Der Norden ist wirtschaftlich wichtig, weil dort Vanille angebaut wird, für das Madagaskar der weltgrößte Produzent ist. Am 1. Juli soll die Ernte beginnen. Bis dahin müssen die Flugverbindungen im Norden wieder funktionieren und die Bankfilialen zahlungsfähig sein.

DOMINIC JOHNSON

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen