: Noch Stahlstreben – bald Reis, Fisch und Pasta
■ Richtfest am Großmarkt, alles liegt im Zeitplan. „Wir wollten hier nie hin“, sagen die Gemüse-Händler
Für Uwe Kluge war es eine Erfolgsmeldung. „Voll im Zeitplan“ seien die Arbeiten auf Bremens zweitgrößter Baustelle, verkündete der Geschäftsführer der Großmarkt GmbH gestern auf dem Richtfest im zugeschütteten Überseehafen. Meterhohe Betongerippe und Stahlstreben, auf denen noch die Dachplatten fehlen, lassen die Konturen des zukünftigen Großmarktes bereits erkennen. Die Eröffnung des „Frischezentrum Nordwest“ ist für November geplant.
In den acht kreisförmig gruppierten Hallen sollen Einzelhändler und Gastronomie dann nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Reis, Fisch und italienische Teigwaren bekommen – alles im Umkreis von 100 Metern. Ein Verkauf an Privatkunden ist hingegen nicht geplant. Die alten Großmarkthallen am Flughafen sollen dem Bau der A 281 und Büroflächen weichen.
Als ein „zentrales Projekt der neu entstehenden Überseestadt“ bezeichnete Häfensenator Josef Hattig (CDU) die Hallen, Parkdecks und LKW-Stellplätze, die zwei Kilometer vom Bremer Marktplatz entfernt auf den Sand gesetzt werden. 15.000 Tonnen Stahlbeton werden auf dem 163.000 Quadratmeter großen Areal verbaut, Kostenpunkt: 51 Millionen Euro. „Eine Ankerinvestition“, sagt Hattig, der neben dem Großmarkt weitere Dienstleistungen und Gewerbe ansiedeln will.
Für den zusätzlichen Verkehr planieren die Bagger bereits die neue Straße Am Überseetor. Die BewohnerInnen des benachbarten Wohngebietes Waller Wied fürchten den zusätzlichen Lärm, über die anhängigen Klagen haben die Gerichte allerdings noch nicht entschieden. „Man soll nicht uns den schwarzen Peter zuschieben“, weist Gemüse-Händler Dieter Himmelskamp schon jetzt jede Verantwortung von sich. Vor Jahren hätten er und seine KollegInnen für den Verbleib des Großmarktes am Flughafen oder einen Umzug in die Hemelinger Marsch demonstriert. Der Überseehafen, so betont er, sei eine Entscheidung der Politik: „Wir wollten hier nie hin.“
Nicht alle Kohlhöker jedoch sind da mit ihm einer Meinung. Die Nähe zum Zentrum sei günstig, weil das Gros der Kunden aus der Stadt käme, sagt etwa Himmelkamps Kollege Heiko Eckhoff. Und: „Hier kann der Arbeiter mit dem Fahrrad kommen.“
Auch die Händler, die ursprünglich gegen den Umzug in den Überseehafen waren, haben sich inzwischen mit dem neuen Standort, den um 50 Prozent höheren Mieten und den nötigen Investitionen in neue Kühlanlagen abgefunden. Die Furcht vor dem Zorn der Anlieger jedoch bleibt. Himmelskamp: „Die sollen uns bloß nicht unsere Lkw blockieren.“ hoi
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen