piwik no script img

Handeln vor DenkenWortschöpfung: jesteburgisch

Die Rechtskoalition hat ein neues Adjektiv geprägt: jesteburgisch. Meint eine Handlungsweise, die ungefähr so umschrieben werden kann: Mal eben locker etwas beschließen, anschließend verkünden, ganz viel Porzellan zerhauen, etwas drüber nachdenken und am Ende ein bisschen was von dem zurücknehmen, aber das in keinem Fall einräumen. Die deutsche Sprache kennt dafür ein Synonym: schlampig.

Kommentar von PETER AHRENS

Jetzt haben also die Bezirke ihre Kompetenz für Tiefbau und Grün zurückerhalten, die man ihnen in Jesteburg wegnehmen wollte. Die drei Fraktionschefs verkaufen dies als Akt der Demokratie. Dabei haben ihnen die eigenen Parteifreunde in den Bezirken dermaßen die Hölle heißgemacht, dass die jetzt beschlossene Abkehr nichts anderes ist als ein kleinlauter Rückzug.

Jesteburg sollte der große Wurf werden. Stattdessen hat es sich der Rechtsblock mit allen Beteiligten im Schulbereich verdorben. Und hat sich mit den 33.000 BeamtInnen der Stadt angelegt, ohne zu wissen, wie viel mit den angekündigten Beschlüssen überhaupt zu sparen ist. Ein Senat, der den eigenen Apparat vergrätzt, wird bei der täglichen Arbeit schon merken, was er davon hat.

Nur für den Bürgermeister war Jesteburg kein Flop. Ole von Beust hatte alle eingeladen, wegen und gegen Jesteburg zu demonstrieren. Er hat seinen Willen bekommen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen