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Willi-GeheimplanGeht Willi Lemke fremd?

Angeblich soll Lemke Sportchef beim HSV werden

Über den Abpfiff seiner Politikerkarriere wurde schon oft gemunkelt. So oft, dass der amtsmüde Willi Lemke (SPD) mit einem Posten im Organisationskomitee für die Fussball-WM 2006 liebäugelt. „Alles Spekulationen“, sagt der Bremer Bildungssenator.

Aber die Gerüchte hören nicht auf: „Lemke als Sport-Chef zum HSV“, titelte gestern die Hamburger Morgenpost. Der Aufsichtsrat der schlappen Kicker habe einen „Geheimplan“ ausgetüftelt: Lemke werde als Nachfolger von Holger Hieronymus, der ab Januar gefeuert werden soll, „heiß gehandelt“. Als Zwischenlösung bis Saisonende sei noch HSV-Teammanager Bernd Wehmeyer im Gespräch. Dann, nach der Bremen-Wahl, sei Lemke am Zug, der „genau ins Anforderungsprofil“ der Hamburger passe. Schon vor einiger Zeit habe der Ex-Werder-Manager sein Interesse an der Rückkehr in die Bundesliga signalisiert – so die Mopo. Frank Mackerodt vom HSV-Aufsichtsrat sagt hingegen: „Der Name Lemke ist bei uns nicht gefallen. Darüber kann ich nur lächeln.“

Alles eine Ente? „Ich habe einen Vertrag für vier Jahre. Den werde ich erfüllen. Danach entscheidet der Wähler und die Partei, ob ich weiter mache“, sagt Lemke – und widerspricht damit keineswegs der Meldung.

Dass der umworbene Mann, der immerhin am Gymnasium Oberalster Abi machte und dann in Hamburg studierte, tatsächlich das undankbare Politamt leid sein könnte, wäre zumindest nicht abwegig.

Bremen trägt auch nach – oder wegen – drei Jahren Lemke die rote Laterne im PISA-Ranking der Länder. Die Bildungsdeputation verweigerte Lemke kürzlich Sofortmittel, um gegen das Schuldebakel anzugehen. „Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet“, schreibt der Weser Kurier. Also machte es im Prinzip Sinn, die Meldung gerade jetzt zu lancieren – um abzuschätzen, wieviel den Bremern noch an dem Politiker Lemke gelegen ist. Ohne „Willi“, und das weiß er, hätten die Sozialdemokraten nämlich noch ein ganz anderes Problem. Henning Scherf hat längst angekündigt, es nur noch die Hälfte der nächsten Legislaturperiode machen zu wollen. Fraktionschef Jens Böhrnsen kommt sicher nicht allen in der Partei gelegen – wegen mangelnder Volksnähe. Dann bliebe fast nur noch ein Bürgermeister-Kandidat übrig: Willi Lemke. Kai Schöneberg

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