: Vom Prinzenbad bis zum Grunewald
Mit einem Spektakel am 6. Juli am Prinzenbad entdecken auch die Autonomen die Bäderpolitik. Als Auftakt einer Sommerkampagne gegen die Sparpolitik des rot-roten Senats ist es zugleich der Versuch eines politischen Comebacks
Was diese „Eintrittskarte“ von denen der Berliner Bäderbetriebe unterscheidet, ist weniger ihre täuschend echte Aufmachung als vielmehr das Kleingedruckte. „Freikarte“ steht unterm Magnetstreifen, „erlaubt ist alles, was Spaß macht“ am unteren Kartenrand. Pünktlich mit dem Beginn des Sommers und der neuen Freibadsaison haben nicht nur die Grünen das Thema Bäderpreise entdeckt, sondern auch die Autonomen.
Ein Aktionsbündnis mit dem Namen „Freischwimm AG“ lädt deshalb für den 6. Juli zu einem Event ins Prinzenbad ein. Nicht die alten Eintrittspreise wollen die linken Wasserfreunde wiederhaben, sondern am liebsten gar keine. Man kann also gespannt sein, was sich unter dem Label „erlaubt ist alles“ verbirgt. An Fantasie in der Formulierung von Drohgebärden jedenfalls mangelt es den Initiatoren des Spektakels nicht. „Sollte sich nichts ändern“, heißt es in einem zur gefälschten Eintrittskarte gehörenden Flugblatt, „ist diese Aktion auf jedes andere Bad und jeden Tag auszudehnen.“
Der Comebackversuch der Autonomen beschränkt sich allerdings nicht nur auf Kreuzberg und der Kreuzberger liebstes Bad. Vielmehr soll die Aktion nur Auftakt sein für eine Kampagne gegen die „Kahlschlagspolitik“ des rot-roten Senats. „Wir wollen ein Angebot an alle machen, die von der Sparpolitik betroffen sind“, sagt eine Initiatorin der Kampagne mit dem Titel „Wir sind doch nicht blöd: Keinen Cent für die Bankgesellschaft“. Gemeint sind dabei vor allem Aktionsangebote. Und die machen auch vor dem noblen Berliner Südwesten nicht halt. „Jetzt kommt es darauf an, dass die verschiedenen Initiativen zusammenkommen und entschlossen gegen den Senat und die Geldsäcke im Grunewald & anderswo vorgehen“, heißt es in einem Flugblatt, mit dem zur Kampagne gegen die Profiteure der Sparpolitik und des Bankenskandals aufgerufen wird.
UWE RADA
Ein erster Aktionsratschlag zur Kampagne findet zwei Tage nach der Freibadaktion am 8. Juli um 20 Uhr im Statthaus Böcklerpark statt
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen