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: Delling in der Abseitsfalle

„Zapp – Das Medienmagazin“ (So., 23.00 Uhr, NDR)

Wie schafft der Mann das? Fast täglich den Stichwortgeber für Günter Netzer in jenem Frühstücks- bzw. Mittagsfernsehen namens Fußball-Weltmeisterschaft machen und dann das Medienmagazin des NDR-Fernsehens moderieren, ohne dass ihm ein einziger Verweis auf die WM über die spröden Lippen kommt?

Aber Gerhard Delling kann noch mehr. Zum Beispiel fast eine ganze Sendung lang den Stichwortgeber für NRW-Regierungssprecherin Miriam Meckel mimen, die ungeniert die Kampagne ihres Herrn und Meisters Wolfgang Clement zur Säuberung des ZDF von den schändlichen Einflüssen der Politik propagieren durfte.

Denn wie der NRW-Ministerpräsident hat auch seine Medienstaatssekretärin ihren Sitz im ZDF-Fernsehrat niedergelegt und ist darauf mächtig stolz. Frau Meckel durfte also Staatsfrauliches wie: „Es ist gut, ein Zeichen zu setzen“ sagen. Und statt kritischer Nachfrage, wie sie in das oberste ZDF-Gremium überhaupt hineingekommen sei, begnügte sich die „Zapp“-Redaktion mit einem schadenfrohen Abgesang auf die vergurkten Intendantenwahlen beim Zweiten.

Dabei lässt gerade die Causa Meckel an der an und für sich ehrenwerten Aktion „Politiker raus“ zweifeln: Clement schickte seine Regierungssprecherin erst kurz vor jener Intendantenwahl in den Fernsehrat. Nicht als Politikvertreterin, versteht sich, sondern auf das eben frei gewordene Stühlchen für die Interessen der Filmwirtschaft.

Bei so viel Medienpolitik versucht Delling zwar, durch beherztes Verschieben von Mainzelmännchen auf der gläsernen Tischplatte Durchblick herzustellen, blieb aber an einem anderen Dilemma hängen: „Es wäre ja absurd, ein Medienmagazin zu machen und zu sagen, wir schließen uns davon aus“, hatte einst NDR-Redakteur Thomas Schreiber vor dem „Zapp“-Sendestart formuliert.

Der verbale Steinwurf, dass auch beim NDR – wie bei allen ARD-Anstalten – dem ZDF nicht unähnliches politisches Proporzdenken eine Rolle spielt, wollte Delling dennoch nicht über die Lippen. „Glashaus“ hieß früher übrigens nicht ganz zu Unrecht eines der ersten öffentlich-rechtlichen Medienmagazine. STG