: Kein Geld für Schule
Im Bund will die FDP statt Kohle Bildung subventionieren. Hamburgs FDP denkt da ganz anders. Ein offener Brief
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, wir haben uns entschlossen, Ihnen wegen eines ernsten Problems zu schreiben. Wir sind Schülerinnen der 9. Klasse der Max-Brauer-Gesamtschule, und wie Sie vielleicht schon gehört haben, regiert bei uns in Hamburg unter anderen die FDP, die an den Schulen einsparen will. Senator Rudolf Lange, der für die Bildung zuständig ist, möchte nun an Gesamtschulen 10,3 % kürzen. Das würde bedeuten, dass bald rund 345 Lehrer ohne Arbeit dastehen – und wir Schüler, die wir extra an eine Gesamtschule gegangen sind, verlieren unsere „Schule für alle“. Die Kürzung würde das Ende der Gesamtschulen sein.
Senator Rudolf Lange regiert erst seit 7 Monaten, aber hat in dieser kurzen Zeit an den Schulen ein nie da gewesenes Chaos angerichtet. Er ist der Meinung, dass Gesamtschulen überflüssig sind. Er will offenbar bewirken, dass gute Schüler auf ein Gymnasium und nicht so gute Schüler auf eine Real- oder Hauptschule gehen sollen.
Das System einer Gesamtschule funktioniert so: Ab der 7. Klasse beginnt es, differenzierte Kurse zu geben. Das heißt, 1er- und 2er-Kurse, für diese Differenzierung braucht man aber mehr Lehrer. Dadurch werden die Klassen kleiner und die Schüler können besser gefördert werden. Außerdem gibt es Wahlpflichtfächer, wo Schüler zwischen verschiedenen Fächern wählen und so schlechte Noten ausgleichen. Dies alles würde durch die Kürzungen entfallen. 10 Prozent will Senator Lange an den Gesamtschulen sparen, in der Oberstufe sind es 3 Prozent. Unser Rektor sagt, dass nun 123 Stunden ausfallen, das sind im Schnitt 4,5 Stunden pro Klasse. In der Oberstufe müssten 3 oder 4 Kurse gekürzt werden. Kein Bereich kann unangetastet bleiben, und unsere Schule ist als Ganzes gefährdet.
Senator Rudolf Lange sollte besser nicht an der Zukunft der werdenden Hamburger Bevölkerung sparen. Denn nur mit guter Förderung, genügend Lehrern und genug Geld für Schulmaterial können wir etwas werden. Wir sind dafür im Juni auf die Straße gegangen. Doch selbst nach dieser Demonstration haben wir ein mulmiges Gefühl.
Wir bitten Sie und möglichst viele Lehrer, Schüler und Eltern aus Deutschland um Hilfe. Im Namen der Gesamtschulen hoffen wir auf Ihre Unterstützung. Mit freundlichen GrüßenVera Glatzer und Natalie Körner
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