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Am Ende des langen Tunnels wartet die Rendite

Ist der Tiefststand endlich erreicht? Soll ich verkaufen? Oder schon wieder kaufen? Die Durchschnittsanleger sind verunsichert

Die Glücklichen unter den Anlegern haben sich an die goldenen Regeln des Börsengeschäfts gehalten und ihre Aktien rechzeitig vor dem Absturz der Kurse verkauft. Sie haben sich Staatsanleihen gekauft und sehen nun mit Freude, wie deren Kurse täglich steigen. Die anderen 99,9 Prozent haben ihre Anteile behalten, hoffen und hoffen auf den wiederkehrenden Aufschwung, sehen ab und zu nach den Pegelständen der Indizes und wenden sich dann mit Grauen wieder ab. „Never catch a falling knife“, also niemals bei fallenden Kursen kaufen, so lautet eine der ehernen Regeln, die der Kleinanleger regelmäßig missachtet. Und „immer am tiefsten Stand kaufen“ ein anderer Ratschlag von Börsen-„Experten“.  Schlauer Rat – aber wann ist der Tiefststand? Jetzt endlich? Immerhin haben die relevanten Indizes in den USA, Europa oder Deutschland inzwischen in etwa ein Niveau erreicht wie vor fünf oder sechs Jahren, nachdem sie vor zwei Jahren etwa doppelt so hoch standen. Trotzdem: Nach den klassischen Bewertungsregeln – die nach dem Platzen der Internet-Blase inzwischen wieder allgemein anerkannt sind – sind Aktien vor allem in den USA immer noch zu teuer. Ein häufiger Maßstab, das Verhältnis Kurswert eines Unternehmens zu erzieltem Gewinn, lag im langjährigen Mittel zwischen zehn und zwanzig, je nach Branche. Derzeit sind die großen Aktienwerte im Schnitt doppelt so teuer.

Außerdem gibt es da noch die Empiriker: Sie hoffen nicht auf neue Erfindungen oder Konjunkturschübe, sondern vergleichen Statistiken und Kurven von Aktienwerten bei vergangenen Krisen mit den heutigen. Und auch diese Kurvenküsser kommen zum Schluss: Es dauert lange, vielleicht sogar acht Jahre, bis die Aktienkurse wieder auf breiter Front steigen. Das heißt für den Kleinanleger: Geld mit Festzinsen anlegen, Staatsanleihen oder Anleihen „seriöser“ Firmen kaufen. 3 oder 5 Prozent Jahresrendite sind besser als 0. Das Sparbuch feiert seit dem Dauercrash fröhliche Urständ.

Für Aktienfetischisten gibt es aber auch einen Trost: Die Princeton University in den USA hat eine Langzeitstudie veröffentlicht – wie sich die Aktienkurse in 16 Ländern im Laufe der vergangenen hundert Jahre entwickelt haben. In jedem einzelnen der untersuchten Länder brachten Aktien eine höhere Rendite als festverzinsliche Papiere. Allerdings mussten die Anleger dafür bis zu 40 Jahre warten, wenn sie gerade an der Spitze eines Booms gekauft hatten. Für Rentner ist ein solcher Anlagehorizont dann wohl eher ungeeignet. REM

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