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Promotion zur Dr. fem.

Der Deutsche Frauenrat fordert, dass Frauenheilkunde medizinisches Lehrfach wird

BONN taz ■ Die Medizin braucht ein neues Fach: Die Frauenheilkunde. Das fordert der Deutsche Frauenrat von den Parteien zur Bundestagswahl ein. Dabei gehe es nicht um eine neue Form der Gynäkologie, sondern vielmehr darum, die Eigenart des weiblichen Organismus in allen Bereichen der Medizin zu berücksichtigen. Zum Vergleich verweist der Deutsche Frauenrat auf das längst etablierte Fach Kinderheilkunde. Hier sind sich die Wissenschaftler einig: Der Körper eines Kindes funktioniert anders als der eines Erwachsenen. Bei der medizinischen Behandlung von Erwachsenen ist der „typische Mensch“ nach wie vor männlich, mittleren Alters und 70 Kilo schwer. Ob bei der Entwicklung von Therapien, Diagnosen oder bei der Herstellung von Medikamenten – Maßstab ist bis heute der männliche Prototyp. Dass Frauen ganz anders funktionieren als Männer, dass sie einen anderen Hormonhaushalt, andere Lebensumstände und zum Teil anders funktionierende Organe haben, bleibt dabei häufig unberücksichtigt. Die Folgen sind weitreichend. So ist der Herzinfarkt zwar eine Krankheit, die deutlich häufiger bei Männern auftritt, doch es sterben letztlich mehr Frauen daran – weil deren Symptome anders aussehen können als die der Männer. In einem anderen Beispiel zeigen Studien, dass Frauen wesentlich häufiger Psychopharmaka verordnet bekommen als Männer.

Der Deutsche Frauenrat, ein Zusammenschluss von 57 Verbänden und Organisationen, fordert daher eine geschlechtsspezifische Differenzierung in allen Bereichen der Medizin. Das gelte auch für die Pharmakologie: „Neue Medikamente werden fast nie an Frauen getestet“, beklagt der Frauenrat, „und obwohl Frauen einen anderen Stoffwechsel haben, bekommen sie schließlich dieselben Medikamente wie Männer.“

Bereits die medizinische Ausbildung ist von männlichem Denken geprägt, nur 10 Prozent der Medizinprofessuren sind mit Frauen besetzt. „Wenn man in den zukünftigen Ärztegenerationen etwas verändern will, folgert Ursula Sottong vom deutschen Ärztinnenbund, „muss man da ansetzen, wo sie geprägt werden: an den Hochschulen.“

NINA MAGOLEY

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