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PISA-PersonalieNicht zuständig

Bringfriede Kahrs

„Wenn ich die letzten zehn Jahre zu verantworten hätte, würde ich jetzt zurücktreten“, sagte Bildungssenator Willi Lemke (SPD) nach Bekanntgabe der PISA-Länderergebnisse. Das ging vor allem gegen zwei Parteifreunde: einerseits gegen Henning Scherf, von 1990 bis 1995 Bildungssenator, andererseits gegen Lemkes unmittelbare Vorgängerin Bringfriede Kahrs.

Während Scherf verbal Verantwortung übernahm (siehe dazu S. 22), will Kahrs von solchen ollen Kamellen nichts wissen: „Ich will mich zu PISA nicht äußern“, sagt sie auf Anfrage der taz. Eigentümlich ihre Begründung: „Weil ich heute gar nicht mehr in Bremen tätig bin.“

Tatsächlich hat die glücklose Ex-Senatorin der Stadt peu à peu den Rücken gekehrt. Als sie nach einer Amtszeit gegen Lemke ausgewechselt wurde, hätte Kahrs eigentlich in den Schuldienst zurückkehren können – wegen des hohen Gehalts allerdings nur als Schulleiterin. Und dafür hatte sie sich als Behördenchefin nicht genug Freunde gemacht. Daraufhin heuerte sie ausgerechnet bei der International University (IUB) an, wo Bremer SchülerInnen wohl eher trotz als wegen des von Kahrs mitgestalteten Schulsystems Aufnahme finden werden. Für die Privatuni ging sie nach Houston, wo sie gegen Honorar Studierende der Partneruni Rice auf ein Auslandssemester in Bremen vorbereitete. Außerdem warb sie auf Provisionsbasis Firmen zur Ansiedlung rund um die IUB an.

Das war der eigenen Partei dann doch zuviel: Schließlich bezog Kahrs noch ein halbes Senatorinnengehalt (9.000 Mark) plus Abgeordnetendiät. So drängte die SPD sie, ihr Bürgerschaftsmandat niederzulegen. Inzwischen ist sie aus Bremen entschwunden. Was sie heute macht? Lehrerfortbildung in Hamburg. Klar, da kann man sich zu den PISA-Ergebnissen natürlich nicht äußern. jank

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