: Ferien auf der A 7
Gemeinschaftserlebnis Autobahn: Wer mit dem Auto in den Urlaub will, muss erstmal kollektives Stehen üben. Denn Deutschland ist eine Baustelle
von CHRISTOPH MÜLLER
Das kann ja heiter werden: nicht das Wetter, sondern die Autofahrt in den Urlaub. Morgen ist in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und drei weiteren Bundesländern Ferienbeginn – Pannen und Stau sind wieder einmal vorprogrammiert. Der ADAC Hansa und die Polizei Hamburg luden gestern auf die Raststätte Harburger Berge West an der A 7 ein, um die Fahrzeugführer auch dieses Jahr darauf hinzuweisen, dass eine Reise gut geplant sein will. Schließlich gibt es „nach wie vor den jungen Familienvater, der zum ersten Mal das Urlaubsauto packt“, wie ADAC-Pressesprecher Matthias Schmitting den Sinn der Infoveranstaltung ausdrückte.
„Wir haben in diesem Jahr eine schlimmere Situation als sonst“, sagte Arno Reglitzky, ADAC-Vorsteher Verkehr und Technik. „Es gibt so viele Straßenbaustellen wie noch nie.“ Bundesweit seien es 320 an der Zahl und damit zehn Prozent mehr als im letzten Jahr. „Rund um Hamburg wird es zu erheblichen Staus kommen“, kündigte Reglitzky an.
Für Autofahrer kann es nützlich sein, sich frühzeitig über mögliche Staubildungen zu informieren. Spitzenbelastungen durch den Reiseverkehr herrschen nach ADAC-Informationen an Freitagen und vor Feiertagen zwischen 13 und 20 Uhr, an Samstagen zwischen neun und 15 Uhr. Aktuelle Stauwarnungen sendet bekanntlich der Hörfunk. „Man sollte überlegen, ob man nicht an einem anderen Tag den Urlaub beginnt“, riet der Hamburger Polizeioberrat Jost-Wilhelm Willemer.
Doch Stau muss bei der Reise mit dem Auto nicht die einzige Überraschung sein: Auch Reifenpannen gehören häufig dazu. Eine mögliche Ursache für solche Zwischenfälle ist falscher Reifenluftdruck. „Nur 20 Prozent der Autofahrer fahren mit dem richtigen Reifendruck“, weiß Reglitzky. „Wenn die Reifen nur 0,3 bar zu wenig haben, steigt die Temperatur um 150 Grad mehr als beim korrekten Luftdruck“, erklärte der Auto-Experte die Gefahr. Sein Tipp: Druck regelmäßig überprüfen.
Ein weiteres „kritisches Element“, wie Reglitzky sagt, ist die Überladung des Wagens. Sie kann nicht nur zu Pannen, sondern auch zu Unfällen führen. „Durch Beladung verändern sich Fahrverhalten und Stabilität des Autos“, warnte Polizeioberrat Willemer. „Außerdem verlängert sich der Anhalteweg.“
Eine besondere Aufgabe kommt während der Ferienzeit den Stauberatern zu. Zwei von ihnen sind rund um Hamburg zu den Spitzenverkehrszeiten ständig im Einsatz – und das ehrenamtlich. Seit sieben Jahren ist auch der Polizist Birger Falinski mit seinem Motorrad auf der Suche nach Staus, um sie der ADAC-Zentrale in München mitzuteilen. „Wir versorgen aber auch die Fahrer vor Ort und kümmern uns um menschliche Notfälle“, erzählte der 36-Jährige. Manchmal haben „menschliche Notfälle“ ganz einfache Ursachen: Einmal suchte ein Autofahrer bei Falinski Rat, weil er sich verfahren hatte. Der Stauberater wusste auch schon bald warum. Der Ratsuchende hatte eine Straßenkarte von 1954 dabei.
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