piwik no script img

Flugsicherung räumt Fehler ein

Vor der Kollision über dem Bodensee machte ein Fluglotse vorschriftswidrig Pause

ÜBERLINGEN dpa ■ Nach der Flugzeugkollision über dem Bodensee mit 71 Todesopfern hat die Schweizer Flugsicherung Skyguide schwere Pannen eingeräumt. Der zuständige Fluglotse in Zürich habe die russische Tupolew erst 50 Sekunden vor der Kollision mit der Fracht-Boeing zum Ausweichen aufgefordert. Der zweite Fluglotse habe vorschriftswidrig eine Pause gemacht, obwohl das interne Kollisions-Alarmsystem von Skyguide wegen Wartungsarbeiten einige Stunden ausgefallen war.

Es sei nicht auszuschließen, dass diese Fehler die Tragödie ausgelöst haben, sagte der Skyguide-Leiter Toni Maag dem Schweizer Rundfunksender DRS.

Die Tupolew-154 der Bashkirian Airlines war am späten Montagabend mit einer Fracht-Boeing des Paketdienstes DHL zusammengestoßen. Niemand der 71 Menschen an Bord beider Maschinen überlebte.

Am Bodensee wurde gestern die Suche nach den Opfern fortgesetzt. Bis zum frühen Nachmittag waren 37 Tote geborgen. Identifiziert werden konnten bis dahin nur die zwei Insassen der Frachtmaschine, der britische Pilot und sein kanadischer Kopilot. Außerdem wurden die Stimmenrekorder und Flugdatenschreiber beider Maschinen gefunden. Sie werden in der Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung untersucht. Ergebnisse erwarten die Experten frühestens in einigen Tagen.

Wegen der Wartung des Kurz-Zeit-Kollisionsgerätes hätte der zweite Lotse nach Angaben von Skyguide keine Pause machen dürfen. Mit Einverständnis seines Kollegen habe er aber gegen eine interne Anweisung verstoßen. Für den Dienst habenden Lotsen habe es keine Möglichkeit gegeben, seinen Kollegen zu rufen, als es kritisch wurde. Unklar ist weiter, warum der Lotse die Fracht-Boeing nicht informierte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen