: Posaunen für die gute Laune
Der postrebellische Punkrock von heute: Less Than Jake kommen ins ColumbiaFritz
Punk ist auch nicht mehr das, was er mal war: Einzelne mag er einst dazu getrieben haben, sich Schrot in den Kopf zu jagen. Anderen ist all das herzlich egal. Die nennen sich beispielsweise Less Than Jake und spielen Punk, wie er heutzutage gerne gespielt wird: als Unterhaltung auf möglichst hohem Niveau.
Im Falle unserer fünf Helden kam das so: Die Sache mit der Rebellion wird schnell nicht mehr so eng gesehen, wenn das Leben vornehmlich aus Sommer, Sonne, Strand besteht. So primitiv diese Formel auch sein mag, der Musikant hält sich oft und gerne daran. Vor allem derjenige, der aus Florida stammt, wo man bekanntermaßen quasi per Geburt den Sonnenschein im Herzen trägt und sich schon freuen kann aufs Renterdasein im Trailerpark. Bis es so weit ist, will man aber noch ein bisschen wild tun: So haben auch einige Highschool-Kids eines Tages Texte geschrieben, die sich bemühen, sozialkritisch zu sein, und ihre Gitarren gepackt und fleißig darauf rumgeschrammelt, bis Punkrock rauskam.
Nach dem Schulabschluss ging es in die große Stadt, nach Gainesville auf die Universität, wo die Anthropologie-Vorlesungen damit vertrödelt wurden, sich einen Bandnamen auszudenken. Als schließlich Less Than Jake gefunden war, musste man nur noch ein paar fähige Mitmusiker rekrutieren und die besten Songs der Descendents klauen. Oder richtiger: den einen Song, den die Descendents immer spielen.
Als selbst das zu langweilig wurde, engagierten Less Than Jake zwei Bläser, und seitdem lässt man hin und wieder die Ska-Sau raus, aber zelebriert doch vor allem eins: Eins-Zwei-Drei-Vier-geradeaus gespielten Punkrock mit Saxofon und Posaune im Hintergrund. Diese Kombination war damals, als Less Than Jake sie entwickelten – also in den frühen 90er-Jahren – eine kleine Sensation. Zwischenzeitlich erreichten die Mighty Mighty Bosstones eine gewisse Berühmtheit, und SmashMouth produzierten mit Skapunk ohne Bläser ein paar Hits. Less Than Jake aber wurden mittlerweile von noch fröhlicheren und vor allem jüngeren Aushilfspunks überholt: In den amerikanischen Top Ten tummeln sich nun Sum-41 oder Blink 182.
Less Than Jake aber haben dafür mehrere Lieder über ihre Leidenschaft geschrieben, das Sammeln von PEZ-Spendern, und es immerhin schon auf den Soundtrack für das Skateboard-Spiel der Playstation geschafft. Das ist ja auch was. THOMAS WINKLER
6. Juli ab 19.30 Uhr, ColumbiaFritz
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