piwik no script img

Heime: Richter sind skeptisch

Richter und Jugendhilferechtexperten zweifeln daran, dass Hamburg die 90 Plätze in geschlossener Unterbringung mit Kindern und Jugendlichen belegen wird. „Für jedes Kind brauchen sie ständig einen aktuellen Gerichtsbeschluss“, bekräftigt der Experte für Jugendhilferecht, Professor Christian Bernzen, seine bereits im Februar in der taz bekundeten Zweifel.

Einen solchen „Beschluss“ dürfe ein Richter nur fällen, wenn dies „zum Wohle des Kindes“ erforderlich ist. Bernzen: „Es reicht nicht, dass das Kind andere gefährdet, es muss sich selbst gefährden.“ Wenn Jugendliche andere gefährden, sei dies Sache der Justiz. Dafür, so der Experte, gebe es das Jugendstrafrecht „und das gilt erst ab 14 Jahren“. Auch drogenabhängige Kinder dürften nicht gegen ihren Willen eingesperrt werden.

„Ich sehe nicht, dass so viele entsprechende richterliche Entscheidungen gefällt werden“, sagte auch Amtsgerichtspräsident Heiko Raabe der Welt. Und Jugendrichter Joachim Katz weist darauf hin, dass nicht einmal die bisher existierenden acht Plätze in intensiv betreuten Jugendwohnungen belegt wurden.

Wie berichtet will der Rechtssenat ab Oktober 90 Heimplätze einrichten, darunter 25 für Kinder unter 14 Jahren und 15 für Jugendliche, die abgeschoben werden sollen. Für 14- bis 18-Jährige soll es insgesamt 50 Plätze geben, ab Oktober jedoch zunächst einmal erst 25. KAJ

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen