: Teure Apartheid
US-Anwalt plant Sammelklage gegen weitere Firmen. Erster Prozesstag gegen Banken am 9. August
KAPSTADT/FRANKFURT/M. rtr/epd ■ Nach mehreren deutschen Großbanken und IBM droht nun auch DaimlerChrysler und Siemens eine Sammelklage von Opfern des südafrikanischen Apartheid-Regimes. Der US-Anwalt Ed Fagan sagte am Samstag in Kapstadt, er prüfe ein entsprechendes Vorgehen.
Die Entschädigungsklage richtet sich bisher gegen die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die Commerzbank, die Schweizer Banken Crédit Suisse und UBS, die US-Bank Citibank und den Computerkonzern IBM. Weitere Klagen gegenüber Öl-, Elektronik-, Waffen- und Pharmakonzernen sollen folgen. Auf einer Hotline, die für Apartheid-Opfer in Südafrika eingerichtet wurde, hätten sich bereits 2.000 Interessierte gemeldet, so Fagan.
Der erste Prozess soll nach seinen Aussagen am 9. August in New York beginnen. Er hoffe, das Verfahren in zwei bis fünf Jahren abzuschließen. Es werde keine konkrete Entschädigungssumme gefordert, er erwarte jedoch Zahlungen in der Höhe von rund 100 Milliarden Dollar.
Die Anwälte der Kläger werfen den Geldhäusern vor, Milliardenkredite an das Apartheid-Regime vergeben zu haben, als es von internationalen Sanktionen und politischer Isolation betroffen war. IBM soll den Anwälten zufolge ab 1952 Technologie und Anlagen nach Südafrika geliefert haben, in dem Wissen, dass damit eine Verletzung der Menschenrechte erleichtert werde.
Zuvor hatte die Welt am Sonntag vorab unter Berufung auf Kreise der südafrikanischen Jubilee-Kampagne berichtet, es werde eine Klage in Milliardenhöhe gegen die Unternehmen sowie mehrere mittelständische Firmen vorbereitet. Die Jubilee-Kampagne ist eine Interessengruppe, die sich für die Entschädigung von Apartheid-Opfern einsetzt. Den Unternehmen werde vorgeworfen, das Apartheid-Regime mit Lieferungen an die Polizei und das Militär unterstützt und auch zum Bau von Atombomben beigetragen zu haben.
DaimlerChrysler und Siemens wollten sich auf Anfrage dazu nicht äußern. Ein Siemens-Sprecher sagte aber, das Unternehmen habe sich in Zeiten des Apartheid-Regimes bei seinen Aktivitäten in Südafrika korrekt verhalten. Dies gelte vor allem in Hinblick auf die Behandlung von schwarzen Angestellten.
Der oft wegen „Profitgier“ kritisierte Anwalt Fagan bestritt Vorwürfe, an dem neuen Prozess vor allem selbst verdienen zu wollen. Er und sein Anwaltsteam arbeiteten „auf eigenes Risiko“ an dem Fall.
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