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Impfen gegen Aids

In Kenia und Uganda wurden schon Impfstoffe gegen Aids erprobt. In Südafrika und Thailand soll es weitergehen

JOHANNESBURG taz ■ Soweto, eine der größten Townships in Südafrika, soll Schauplatz eines neuen Versuches werden, einen Impfstoff gegen Aids zu entwickeln. 36 nichtinfizierte Freiwillige treffen sich bereits regelmäßig im Baragwanath-Krankenhaus, um mit Ärzten darüber zu reden. Die Ärzte der „Perinatal HIV Research Unit“, die sich mit schwangeren HIV-Infizierten beschäftigt, rechnen mit der Zustimmung des staatlichen Medizinischen Kontrollrats zu dem Serum im Oktober. Dann könnte die erste Impfstoff-Versuchsreihe im südlichen Afrika beginnen, der Region mit den meisten Infizierten der Welt.

Die unterschiedlichen Testphasen werden allerdings Jahre dauern und Aussicht auf Erfolg zeichnet sich erst in zehn Jahren ab, erklärt Dr. Glenda Grey, Leiterin der Forschungsabteilung in Soweto. „Dennoch bin ich optimistischer als je zuvor. Wir haben in Südafrika eine Menge guter Wissenschaftler mit innovativen Ideen.“ Die Forschung sei seit 1996 im Gange; inzwischen seien zahlreiche Initiativen an Universitäten und Institutionen mit der Entwicklung, Tests und Herstellung von Anti-Aids-Impfstoffen beschäftigt.

Herausragend ist dabei die „Südafrikanische Aids-Impfstoff Initiative“ (Saavi), die seit 1999 als nationaler Koordinator fungiert und dieses Jahr mit 70 Millionen Rand (sieben Millionen Euro) von Regierung und Firmen unterstützt wird. „Wir zählen zu den Weltklassespielern, und wir wollen den Durchbruch in der Forschung erzielen“, sagt Saavi-Direktor Dr. Tim Tucker. Leider, sagt er, fließen nur zwei Prozent der Mittel, die generell in die HIV/Aids-Forschung gesteckt werden, in die Impfstoffprojekte. Diese Klage bringt auch Glenda Grey vor: „Und die Pharmabetriebe halten sich mit der Herstellung eines guten Impfstoffes zurück, denn das würde Profitverlust bedeuten.“

Ein weiteres Problem ist laut Grey, dass es in unterschiedlichen Weltregionen verschiedene HI-Virustypen gibt. Das Krankenhaus in Soweto wendet sich jetzt mit der ersten Testreihe einem Impfstoff zu, der eigentlich in Ostafrika auf den dort am häufigsten vorkommenden Virustyp A zugeschnitten ist. Im südlichen Afrika überwiegt Typ C. Doch der in Zusammenarbeit mit Forschern aus den USA – dort und in Europa überwiegt Typ B – entwickelte Stoff für Typ C wird ebenfalls noch vom Medizinischen Kontrollrat in Pretoria überprüft. Das Virus bewege sich schneller als manche bürokratische Institution, sagt Grey.

Der Stoff für die Gruppe A, von kenianischen Wissenschaftlern und der britischen Universität Oxford hergestellt, ist bereits in Kenia in der ersten Phase an Menschen getestet worden. Nun soll die zweite Phase davon in Südafrika stattfinden. Der Impfstoff muss in drei langjährigen Phasen getestet werden. Zunächst geht es um die Sicherheit der Dosierung und die Beobachtung der Reaktionen. Erst wenn die Ergebnisse zufrieden stellend sind, werden in der dritten Phase über fünf Jahre Testreihen mit mindestens 5.000 Teilnehmern durchgeführt.

In Uganda sind bereits seit 1999 Testversuche mit einem Impfstoff für die dort üblichen Virustypen A und D erfolgt, doch sie wurden dieses Jahr nach der ersten Phase eingestellt. Eine neue Generation von Impfstoffen hat die Serie überholt und neue Versuche sollen in diesem Jahr beginnen. Und am Montag wurde auf der Weltaidskonferenz in Barcelona bekannt, dass die US-Behörden in Thailand den weltweit größten Impfstoffversuch mit 16.000 HIV-negativen Freiwilligen planen.

MARTINA SCHWIKOWSKI

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