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Monsun in Hamburg

Warum sich am Mittwochabend Temperaturen von über 30 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit zum Mega-Wärmegewitter paarten – und dieses gar nicht wieder aufhören wollte

von PEGGY WOLF

Es kann zwar keiner, der nass wurde, sagen, er hätte nichts gewusst: Dass es am Mittwoch ein Gewitter geben würde, hatten Wetterdienst und gesunder Menschenverstand angekündigt. Kalt erwischt wurden aber die meisten von der Dauer des Monsuns: Einmal in Hamburg angekommen, schien er sich häuslich einrichten zu wollen. Wie kam‘s?

Zuerst muss bestimmt werden, um was für ein Gewitter es sich handelte. Grundsätzlich gibt es derer drei Arten: Luftmassengewitter, auch Wärmegewitter genannt, entstehen innerhalb einer feucht-warmen Luftmasse, Frontgewitter an der Grenze zweier verschiedener Luftmassen und Orographische Gewitter hauptsächlich über Berggipfeln und Gebirgskämmen. Bei dem Gewitter am Mittwochabend handelte es sich eindeutig um ein Wärmegewitter. Es entsteht durch eine hohe, an einen Ort gebundene Bodenerwärmung. Vo-raussetzung sind sowohl Feuchtigkeit als auch Temperaturen über 30 Grad.

Die feuchtwarme Luft steigt in die Höhe, der vorhandene Wasserdampf kondensiert, und es bilden sich Quellwolken. Diese haben verschiedene Ladungen: Der obere Teil der Wolke ist positiv, der untere negativ. Deshalb werden kleine Regentropfen mit Aufwinden nach oben gezogen. Dort gefrieren sie. Dieser Vorgang wiederholt sich so oft, bis die Aufwinde zu schwach sind, um die beträchtliche Eiskornansammlung oben zu halten. Es fallen dicke, sehr kalte Regentropfen oder es graupelt oder hagelt.

Durch die Aufwinde in den Wolken und die ungleiche Menge an Wasser und Eis steigt die elekt-rische Spannung weiter. Sie kann Werte von einigen 100 Kilovolt pro Meter annehmen. Regentropfen oder Eispartikel lösen die Entladungen – kurz Blitze – aus. Um den Blitzkanal herum erwärmt sich die Luft schlagartig auf 30.000 bis 40.000 °C. Dabei dehnt sich die Luft aus: Es donnert.

Nachfolgend regnet sich die Gewitterwolke allmählich ab. Wird keine neue Energie durch die Bodenwärme mehr erzeugt, lassen die Aufwinde nach. Der prasselnde Regen geht in seichten Niederschlag über und findet ein allmähliches Ende.

Ist der Boden jedoch sehr aufgeheizt, dauert es lange, bis er keine Energie mehr abgibt – und so lange regnet es auch weiter. Wie am Mittwochabend in Norddeutschland. Da hilft dann kein kurzes Unterstellen mehr.

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