piwik no script img

Börteboote und Katamarane

Vor 50 Jahren wurde der Seebäderdienst nach Helgoland wieder aufgenommen. Etwa 100.000 Touristen kommen jährlich auf Deutschlands einzige Hochseeinsel

Helgoland hat am Wochenende den „Tag des Seebäderdienstes“ gefeiert und an die Wiederaufnahme der Passagierschifffahrt vor 50 Jahren erinnert. „Ein Anlass zur Neuorientierung, Ellenbogenmentalität ist fehl am Platz“, sagte Helgolands Bürgermeister Frank Botter. Pro Saison kommen etwa 100.000 Passagiere und damit zwei Drittel der Gäste mit den großen Seebäderschiffen zum roten Felsen in der Nordsee, der offiziell zum Kreis Pinneberg gehört.

Wie es für Helgoland typisch ist, steigen die Ausflügler von den Schiffen in kleine Börteboote um und werden an Land gebracht. „Es gibt Leute, die den Weg als Ziel begreifen“, sagte Christian Gessert, Kapitän der „Wappen von Hamburg“, die fast sechs Stunden von Hamburg bis Helgoland braucht, „und es gibt andere, die wollen einfach nur schnell auf die Insel kommen.“

Wie die meisten Fahrgäste auf dem Katamaran „Flying Viking“, der von Hamburg über Cuxhaven in dreieinhalb Stunden nach Helgoland düst. „Ich komme mir vor, als würde ich mit dem Bus fahren“, sagt Roswitha Herten aus Hannover, die mit ihrem Mann für einen Tag auf die einzige deutsche Hochseeinsel fährt. „Dafür haben wir mehr Zeit auf der Insel“, sagt sie.

Mitte der neunziger Jahre haben die Schnellschiffe den Verkehr nach Helgoland aufgenommen. „Erst seit dieser Zeit sind die Katamarane wirtschaftlich geworden“, sagt der Geschäftsführer der Förde Reederei Seetouristik, die die „Flying Viking“ gechartert hat. Trotzdem sieht er die Katamarane als Ergänzung zu den konventionellen Seebäderschiffen. So ist die „Wappen von Hamburg“, die mittlerweile 37 Jahre auf dem Buckel hat, immer noch das größte deutsche Seebäderschiff.

Vor 50 Jahren hatte „Rudolf“, ein altes Motorschiff der Reederei Cassen Eils, die ersten Gäste nach Helgoland gebracht. Anfangs durften die Boote nur um den zerschundenen Felsen herumsegeln und nicht aussteigen. Bis 1952 durfte niemand die Insel betreten, die den Briten davor sieben Jahre lang als Bombenübungsziel gedient hatte. Die Insel war zu dieser Zeit nicht viel mehr als ein Trümmerhaufen.

NADINE SCHWEDE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen