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Solaraktien in schwierigem Börsenumfeld

Die Freiburger Solar-Fabrik AG geht mutmaßlich an die Börse – die SES 21 AG mit Sicherheit nicht. Die Zeichnungsfrist für den Modulhersteller endete am vergangenen Freitag. Kritiker indes bemängeln hohe betriebsimanente Risiken

„Umweltfreundesollten lieberSolaranlagen kaufenstatt Solaraktien“

„Mit uns hätte keiner gerechnet“ – so zitiert das Solarstrom-Magazin Photon in seiner aktuellen Ausgabe den Vorstand Ingo Martin von der Firma SES 21 AG, die ihren Börsengang an den geregelten Markt am 11. Juli in den vergangenen Wochen mit allerlei positiven Meldungen pflasterte. In der Tat nicht, denn bekannt war der Photovoltaik-Großhändler eigentlich nur in Fachkreisen. Gerechnet hat allerdings auch niemand damit, was das Weilheimer Unternehmen dann einen Tag nach Ende der Zeichnungsfrist, am 9. Juli, der erstaunten Öffentlichkeit verkündete: „Börsengang verschoben.“ Damit reagiere man, so SES 21, auf das „extrem schwierige Marktumfeld für Neuemissionen“ sowie auf „die abermals verschlechterte Stimmung an den Weltbörsen“.

Dabei hatten Experten dem herstellerunabhängigen Systemhaus, das Solarstrom- und Solarthermieanlagen plant und vermarktet (Photovoltaikanteil zurzeit 98 Prozent), im Vorfeld durchaus gute Chancen eingeräumt, die 900.000 neu auszugebenden Aktien unter die Leute zu bringen. Mitte Juni nannte man als Preisspanne 6 bis 6,50 Euro, was einen Kapitalzufluss von mindestens 5,4 Millionen Euro bewirkt hätte. Damit, so die Gesellschaft, habe man die Marketing- und Vertriebsaktivitäten ausbauen sowie neue Handwerkspartner gewinnen wollen. Auch von einer Erweiterung des Sortiments auf Biomasseheizanlagen und Blockheizkraftwerke war die Rede.

Die Analysten der Bonner Murphy & Spitz Umweltconsult hielten in einer Unternehmensstudie sogar einen Emissionspreis bis 9,50 Euro für angemessen. Nach Bekanntgabe der tatsächlichen Preisspanne betrachtete man das Angebot „als günstig für ein profitabel wachsendes Photovoltaikunternehmen“. Auch der Informationsdienst Öko-Invest lobte und empfahl die Zeichnung bis allenfalls 6,30 Euro. Und der Beirat des Photon Photovoltaik-Aktien Index PPVX liebäugelte schon mit der Aufnahme von SES 21 in die Liste von zurzeit elf internationalen Solarfirmen und versprach sich wieder Stabilität in dem Index, der seit seinem Start vor einem Jahr um mehr als 50 Prozent in den Keller rutschte.

Doch trotz aller guten Worte für die SES 21 AG reichte es dann am Ende nicht. Gleichwohl versucht das Unternehmen, weiterhin auf der Welle guter Stimmung zu reiten und will „trotz Verschiebung des Börsengangs“ an seinen Plänen für 2002 festhalten, unter anderem am Umsatzziel von gut 21 Millionen Euro (Vorjahr: knapp 12 Millionen). „Wir werden den Markt jetzt weiter konsequent beobachten und handeln, sobald sich das Börsenumfeld sowie die allgemeine Wirtschaftslage gebessert haben“, sagten die Unternehmensgründer und Vorstände Wolfgang Dollinger und Ingo Martin in der vergangenen Woche.

Die „allgemeine Wirtschaftslage“ sieht zwar auch für die Solar-Fabrik AG nicht anders aus. Gleichwohl: „Wir halten am Börsengang fest“, sagte am 9. Juli eine Unternehmenssprecherin dem Online-Magazin Ecoreporter.de, just an jenem Tag, als die SES 21 AG alles abgeblasen hatte. Die Zeichnungsfrist für die 1,5 Millionen Aktien (plus 150.000 Stück aus dem Besitz von Altaktionären) endete am vergangenen Freitag: Am 17. Juli will man sich am geregelten Markt gelistet sehen – zumindest bis Redaktionsschluss war von der AG keine anders lautende Stellungnahme zu bekommen.

Geht alles nach Plan, lag die Bookbuilding-Spanne zwischen 8 und 9,50 Euro – was zu einem Emissionserlös von mindestens 12 Millionen Euro führt; der Konsortialführer Consors Capital Bank AG kam laut Öko-Invest in seiner IPO-Studie auf einen Wert von maximal 11 Euro für Aktie. Nach Angaben von Murphy & Spitz seien indes unter anderem wegen „der fehlenden Gewinnhistorie“ deutliche „Preisabschläge bei der Emission“ erforderlich. Nach erfolgreichem Börsengang kündigte der PPVX-Beirat die Aufnahme der Solar-Fabrik AG in den Index an.

Umweltfreunde sollten „statt Aktien lieber Solaranlagen kaufen“, meinte demgegenüber das Ecoreporter.de-Magazin vom 10. Juli. Die Gründe ergäben sich „im Wesentlichen aus dem unvollständigen Verkaufsprospekt“ von Consors Capital. So hänge der Erfolg der Solar-Fabrik unter anderem „von wenigen Schlüsselpersonen“ ab. Der Verlust führender Mitarbeiter könne „negative Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage“ haben. Eine Gefahr sieht Ecoreporter.de auch in den langen Leistungsgarantien für die Solarstrommodule – „zehn Jahre 90 Prozent und 25 Jahre lang mindestens 80 Prozent der Nennleistung“. Man wisse aber mangels hinreichender Langzeiterfahrung mit Photovoltaikanlagen nicht, „welche Leistungen solche Zellen in zehn Jahren“ noch erbringen. Deshalb sollten umweltorientierte Anleger, so Ecoreporter.de, das Geld für die Aktie einsparen und stattdessen Solarmodule der Solar-Fabrik kaufen. „Die haben eine Leistungsgarantie – die Aktien aber keine Kursgarantie.“ ANDREAS LOHSE

www.solar-fabrik.de;www.ses-21.com;www.ecoreporter.de

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