: Fröhliche Zwangsgemeinschaft
Bastardpop schert sich nicht um Klassenfragen und sorgt dafür, dass auch Altrocker mal ein Tänzchen mit aktuellen Dancefloorwaren wagen dürfen
Keine Frage, manchmal haben Reinheitsgebote ihren Vorteil. Biertrinker zum Beispiel schwören darauf seit Jahrhunderten. Die gelten andererseits aber auch nicht als unbedingt experimentierfreudig. Bastardpop dagegen riecht anrüchig. Und soll es auch. Das ist das Prinzip Clash: Pizza mit der Leberwurstschnitte, zusammen in eins gepresst. Denn nachdem man jahrelang den musikalischen Backkatalog sorgsam in feinste Samples zerschnetzelte, geht man beim Bastardpop-Machen nun hemdsärmliger zur Sache und treibt einfach zwei komplette Songs aufeinander los. Musik ist schließlich promiskuitiv. So sollten auch mal Scheiben aneinander Gefallen finden, die ansonsten eher in voneinander getrennte Bezugsgruppen gesperrt waren. Besonders gern kreuzen Bastardpopper ollen Dröhn-Rock mit Tanzbodenfegern. Das führt bei den belgischen Soulwax-Brüdern von 2 Many DJ’s zu solch aparten Kombinationen wie die Stooges im Pas de deux mit Salt’n’Peppa oder Destiny’s Child in Zwangsgemeinschaft mit 10cc. Das wirklich Besondere an dem Duo ist aber, dass es bei seiner aktuellen CD die Rechtsabteilung so lange mit Arbeit versorgte, bis endlich wirklich alle Lizenzen des verwendeten Materials abgeklärt waren. Andere Bastardpopper plündern dagegen die Musikgeschichte lieber im halblegalen Raum. In Sachen Copyrightfragen ist der auch düster genug. Deswegen gibt es bei der Bastardpop-Nacht im Ex-WMF neben neuen musikalischen Konfrontationen auch einen Kurzvortrag zum Thema „Copyright/Copyleft“.
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