: Drohen, aufrüsten und auch mal reden
Zwischen China und Taiwan ist es erstmals seit der faktischen Trennung 1949 zu Militärgesprächen gekommen
BERLIN taz ■ Zwischen der Volksrepublik China und Taiwan hat es Ende Juni in Peking die ersten geheimen Militärkontakte seit dem Ende des chinesischen Bürgerkriegs 1949 gegeben. Dies bestätigte gestern einer der taiwanischen Organisatoren des Treffens, über das erstmals am Morgen die in Taiwans Hauptstadt Taipeh erscheinende Tageszeitung China Times berichtete.
An dem Treffen hätten demnach auf taiwanischer Seite drei Abgeordnete der Regierung und der Opposition, sechs pensionierte Generäle sowie sechs Wissenschaftler teilgenommen. Über die Teilnehmer aus der Volksrepublik, die als hohe Militärs bezeichnet wurden, gab es keine näheren Angaben. Das Treffen veranstalteten regierungsnahe Institute beider Seiten. Offizielles Thema war die Entwicklung der chinesischen Seemacht seit dem sino-japanischen Krieg 1894. Es sei ausgiebig über das militärische Verhältnis zwischen Peking und Taipeh gesprochen worden, was wiederholt werden könne.
Peking betrachtet die international nur von wenigen Staaten anerkannte Inselrepublik Taiwan, die sich offiziell Republik China nennt, als abtrünnige Provinz und hat wiederholt mit gewaltsamer Wiedervereinigung gedroht. 1996 führte Peking während des taiwanischen Wahlkampfs so genannte Raketentests vor der Insel durch. Damals schickten die USA, die sich vertraglich zum Beistand Taiwans wie zur Ein-China-Politik verpflichtet haben, zwei Flugzeugträger.
Erst am vergangenen Freitag warf das Pentagon Peking vor, mit der Modernisierung seiner Streitkräfte darauf zu zielen, Taiwan blockieren zu können und es so zur Wiedervereinigung zwingen zu wollen. Laut Pentagon wird Taiwan von 350 chinesischen Raketen bedroht, die jährlich um 50 zunehmen. China wies den Bericht zurück und kritisiert seinerseits US-Waffenlieferungen an Taiwan.
Im kalifornischen Monterrey begann am Dienstag eine weitere Gesprächsrunde zwischen taiwanischen und US-Militärstrategen. Diese Gespräche finden regelmäßig seit Chinas „Raketentests“ 1996 statt. SVEN HANSEN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen