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Unterscheidung ausgeschlossen

Wer über Fight Club schreibt, verletzt auch schon die wichtigste Regel: „Du sprichst nicht über den Fight Club.“ Der Club ist ein Ort der blutenden Körper, in der das nichts zu suchen hat. Doch Kritiker waren immer schon Spielverderber, und David Finchers Film teilt das Schweigegebot seiner Figuren sowieso nicht.

Die Geschichte eines Namenlosen (Edward Norton), der sich als „die Kopie einer Kopie einer Kopie“ empfindet, erfährt ihre Wendung bei der Begegnung mit Tyler Durden (Brad Pitt). Durden ist eine Spiegelung des Erzählers: anarchisch, asozial, gewalttätig. Er sagt: „Die Dinge, die du besitzt, besitzen am Ende dich.“ „Selbstverbesserung ist Masturbation. Vielleicht ist Selbstzerstörung die Antwort.“ Das klingt revolutionär, aber man hat es schon mal gehört.

Doch Durden geht einen Schritt weiter. Nach einer ersten Prügelei finden der Erzähler und Durden Gefallen am Schmerz und gründen den Fight Club, bei dem sich junge Männer in Kellern prügeln. Schon bald blinzeln sich auf der Straße Männern mit Pflastern zu. Die Sehnsucht nach Differenz führt wieder zur Uniformität. Diese – so Durden – „Suche nach dem Nullpunkt“ führt der Film ad absurdum.

Was Fight Club so faszinierend macht, ist das Selbstbewusstsein, mit dem er zwischen Schockkunst und Medienspektakel angesiedelt ist. Mit Brad Pitt und Edward Norton hat er zwei Stars aufzubieten, andererseits setzt er auf gewalttätige Szenen, die von herkömmlicher Hollywood-Harmonie meilenweit entfernt sind. Fincher weiß, dass er hier ein Spektakel bietet, das genau die passive Rezeptionshaltung fördert, die es bloßstellen will.

Ein nicht auflösbarer Widerspruch, sieht man von bestimmten Pornokinos ab, in denen die Körper der Zuschauer vor der Leinwand mit in die Handlung einbezogen werden. Fincher lässt die Körper seiner Zuschauer unangetastet, führt aber die Illusionsmaschinerie des Kinos vor, indem er Durden in einem seiner Jobs als Filmvorführer Schnipsel aus Pornos in Disney-Filme schneiden lässt. Das bringt die Kleinen zum Weinen und führt bei ihnen vielleicht zu dem Schock, den Fincher bei seinem erwachsenen Großstadtpublikum nicht mehr zu erhoffen wagt. Volker Hummel

heute, 23 Uhr, Metropolis

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