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Fishtown-Video

Jetzt kann man auch den 2. Teil der Filmchronik „Bremerhaven (1968-2002)“ kaufen

Ganz viele Schiffe gibt es zu sehen: Luxusliner, Windjammer, Riesentanker, Yachten, Fähren, Schlepper – dazu der Leuchtturm „Rote Sand“, Stapelläufe, Fischauktion und Menschen in gelbleuchtenden Ostfriesen-Nerzen. Bremerhaven sieht genauso aus, wie man es sich vorstellt. Jedenfalls in dem Video „Bremerhaven 1968-2002“, das Barbara Thiel und Norbert Nepaschink als zweiten Teil ihrer Filmchronik gedreht haben.

Solche Videos über die Heimatstädte sind eine lukrative Marktnische. Vor einiger Zeit brachte die „Telefactory Bremen“ ihre beiden Videos über die Hansestadt auf den Markt, und bald danach wurde die „e-motion-factory“ gegründet, die nach dem gleichen Rezept zwei Videos über Bremerhaven produzierte. Dabei musste man das Material schon etwas strecken, um auf knapp 60 Minuten für die Jahre 1968-2002 zu kommen.

Ansonsten zeigt der Film viel Handel und Wandel: der inzwischen „längste Stromkai der Welt“ war einst auch die „schwierigste Baustelle der Welt“. Boom und Krisen der Bremerhavener Wirtschaft werden genau beschrieben (die jeweilige Arbeitslosenquote wird dabei zum Leitmotiv), und der ehemalige Bürgermeister Heins Brandt sowie der Geschäftsführer der Werft SSW Eckart Knoth sind zwei Zeitzeugen, die mit dem gebührenden Lokalpatriotismus von den guten und den schlechten Zeiten der Stadt erzählen.

Da gibt es dann auch solche erstaunlichen Aussagen wie die von Brandt, dass in den frühen 70-er Jahren das „Nachtleben von Bremerhaven mindestens so aufregend wie das von Hamburg“ war. Der Kommentar des Films wird manchmal unfreiwillig komisch, etwa wenn von „Fischstäbchen und anderen maritimen Köstlichkeiten“ die Rede ist. Schön ist auch ein aufgekratzer Liedermacher aus den80-er Jahren, der in einer Lobeshymne auf die Stadt reimt „Bremerhaven, da gehn die Jungs und Derns niemals früh schlafen.“

Unter dem Archivmaterial, das die Filmemacher kompetent und immerhin nicht ganz so dröge wie ihre Bremer Kollegen montierten, finden sich auch einige interessante Fundstücke. So musste etwa Queen Elisabeth bei ihrem Besuch der Stadt über eine steile und offensichtlich glatte Gangway vom Schiff ganz vorsichtig Richtung rettendes Ufer rutschen. Und als „die Amis, wie sie liebevoll genannt werden“ (wie die rührende Erzählstimme erklärt) in den frühen 90-ern die Stadt verließen, hat der Moderator der Radiostation AFN bei seiner letzten Absage geweint.

Alles, woran man sich als Seestädter gerne erinnert, kam in die Filmchronik. Natürlich auch Lale Andersen, die „einzigartige Erfolgsgeschichte der Tanzsportgemeinschaft Bremerhaven“ (13- mal Weltmeister) und die Klagen über die große Schwesterstadt: „Wir sind kein Anhängsel von Bremen!“ hallt Heinz Brandts Ruf zum Schluß über den Abspann. Jetzt haben sie sogar ihren eigenen Videofilm.

Wilfried Hippen

Das Video gibt es bei der Edition Temmen für 25 Euro.

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